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15. (5. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Märkischen Museum überwiesenen Exemplar vor. Mattsilber, 120 Gramm schwer, Durchmesser 08 mm. Auf der Vorderseite Konterfei des Bremer Rolands, heraldisch rechts 1404, links 1004. Umschrift dem Bremer Rolandsschild entnommen: „Vryheit do ik ju openbar de karl und mennich vorst vorwar“, Rückseite: Fortsetzung der Umschrift: „desser stede ghegheven hat: des danket gode is min radt.“ Der rechtssitzende Karl, gekennzeichnet durch die beilaufenden Worte „Carolus Magnus“, übergibt dem Erzbischof einen Schild mit dem Schlüssel, dem Wappenzeichen Bremens. Nebenlaufend die Worte „S. Willehadus“. (Hiernach ist in Richard Schröders „Die Stellung der Rolandssäulen in der Rechtsgeschichte“ 1890 S. 52 die Inschrift zu berichtigen, welche übrigens auch in anderen wissenschaftlichen Arbeiten unrichtigt citiert wird. Auffallend ist die Einmischung hochdeutscher Elemente sowohl in die Satzbildnng als auch in die Rechtschreibung: für „gegeben“ sollte man „geben“, für „und“ eher „vn“ erwarten.
IX. Ein Bild des Rolands zu Wedel bei Hamburg, das ich im April d. .T. im Gasthaus zum Roland daselbst erstanden, lege ich Ihnen wegen seiner Originalität vor. Der Roland ist dort sehr volkstümlich trotz seiner grotesken Häßlichkeit und seiner hinterwärts versackten Stellung. 4 m Sockel tragen die G m hohe Figur, die den Kaiser Karl darstellt, in der Rechten das Reichsschwert, in der Linken den Reichsapfel haltend. Früher soll ein ganz anders gestalteter hölzerner Roland hier gestanden sein. 1648 wurde der jetzige Roland vom Sturm umgeworfen und 1651 auf Betreiben des Pfarrherrn Risst neu aufgestellt. Auf der Rückseite steht:
Als sechzehnhundert und noch einundfünzig Jahr Im Wintermonat die bekannte Jahrzahl war,
Ward dieses Kaisers Bild aufs Neu hierher gesetzet;
Gott voll’ es uns und uns all erhalten unverletzet.
Vgl. Schröder a. a. 0. S. 74 und Sello a. a. 0. S. 41, wonach das Wedeier Standbild zuerst 1597 erwähnt wird, und S. 72.
X. Die Rolandfignren machen, seitdem unser Kaiserlicher Herr das Rolandinteresse durch die Stiftung des Roland auf dem Berliner Kemper-Platz und durch den Auftrag an den italienischen Maestro eine Rolandoper zu dichten und zu komponieren, neuerweckt hat, auch sonst künstlerisch Propaganda. So ist das deutsche Kriegerdenkmal für die im chinesischen Feldzug gefallenen deutschen Krieger von Professor von Uechtritz zu Tientsin in Nord-China als Rolandfigur dargestellt; in ruhiger Pose stehende Harnischfigur, die Rechte auf das mächtige Schwert, die Linke auf den Schild mit dem deutschen Adler gestützt. Ein mehr naturalistischer Aar mit Reichskrone sitzt im Schutze der mächtigen Erfurcht gebietenden Figur. Ich lege ein Bild aus dem „Tag“ vom 28. Oktober 1904 vor.