17. (6. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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raspelt (bisweilen mit Fichtenspänen verfälscht) in den Handel kommt, zur Bereitung des sogen. Ifolzthees (Species ad decoctum lignorum) zuweilen auch in der Likörfabrikation und zu Haarwaschwässern. Die Rinde, Cortex Sassafras Fenchel oder Sassafrasholzrinde und das Holz, von den älteren Ärzten hinsichtlich der Wirkung überschätzt und besonders als Spezifikum gegen Syphilis gepriesen, werden jetzt nur noch zu Holztränken bei torpiden, rheumatisch-gichtischen Leiden, flechtenartigen Hautausschlägen etc. benutzt.
(Bei der hieran geknüpften Besprechung ergibt sich, daß mehreren Mitgliedern der Gebrauch der Schrecksteine, des „Saß und Fraß“ sowie der Paeonieukerne als Volksheilmittel aus Berlin bekannt ist. Der genannte Herr Busch gibt an, daß ein Teeabguß aus dem geschabten Holz des Lignum Sassafras in seiner Heimat, Cottbus, kleinen Kindern statt des Fencheltees eingegeben wurde.)
g) Krebssteine als Volksheilmittel. Endlich teilt Herr Busch noch mit, daß man in Cottbus Krebs st ei ne in kleinen Linnenbeutelchen auf der Herzgrube trug.
Der Vorsitzende bemerkt: Bei unserm gemeinen Flußkrebs,
Astacus fluviatilis, befinden sich im Augustmonat, kurz vor Abwertung der Schale vorn im Raume zwischen der äußern und innern Magenhaut zwei, einer halben Erbse ähnliche Kalkkonkretionen, welche als Krebs- steiue oder Krebsaugen früher in der Heilkunde wider Sodbrennen u. dgl. gebraucht wurden. Das Volk tut dies wohl noch, obgleich Krebse seit einem Menschenalter wegen der leidigen Krebspest rare und teure Tiere geworden sind. Allgemein verbreitet ist noch jetzt im ganzen Krebsgebiet, so noch jetzt in Berlin, die Gepflogenheit, Krebssteine in das Auge zu schieben, um dasselbe von Fremdkörpern zu befreien und überhaupt zu säubern.
Fräulein Elisabeth Lemke bestätigt dies für Ost- und Westpreußen.
h) Galgenholz als Volksheilmittel. Mitteilung des Herrn 0. Monke.
Ein Oderberger Bürger verlor häutig durch allerlei Krankheiten Kühe und Schweine. Er wandte sich daher an einen durchreisenden Scharfrichter, und dieser riet ihm, vorn Oderberger Galgen Holzspäne abzuschneiden, zu mahlen und dies dem Vieh unter das Futter zu mischen. Der Mann folgte dem Rate, und von da an blieb sein Vieh gesund; ja als eine Seuche, der Rotz, ausbrach, verlor er nicht ein einziges Stück. So geschehen zu Oderberg in der Mark um 1830.
Der Vorsitzende fügt hinzu, daß im allgemeinen Galgenholz nicht günstig beurteilt worden sei, wenn man wenigstens nach der im deutschen Sprachgebiet weit verbreiteten Redensart „falsch wie Galgen- holz“ schließen möchte. Indessen, die Gegensätze schließen sich nicht