390 17 . (6. ordentliche) Versammlung des XOT. Vereins jahres.
kümmert. Die Schiffer haben durch die Trockenheit des Sommers wohl den empfindlichsten Schaden von allen Erwerbsständen erlitten.
Bekanntlich sind die Brücken, Badeanstalten und gewisse Uferstrecken zur Sicherung der Anlagen selbst, wie auch der Schiffahrt, mit Abweise- pfählen oder Pfahlbündeln ober- und unterstrom versehen. Diese Pfühle sind, wie auch der Name sagt, dazu da, um Fahrzeuge, die durch Witterungsverhältnisse (Wind usw.) Gefahr laufen, an die betreffende Anlage zu treiben, abzuweisen oder abzuhalten. Wird tatsächlich nun ein Fahrzeug an einen Haltepfahl gedrückt, so erwächst dem ersteren in der Kegel selbst Schaden genug, der vermieden wäre, wenn der Pfahl nicht dagewesen wäre. Außerdem sind die Brücken Berlins oftmals Hindernisse der Schiffahrt, weil ihre Erbauer mitunter anscheinend mehr mit Rücksicht auf das Auge des Beschauers, als auf die Bedürfnisse der Schiffahrt gebaut haben. Heißt es doch z. B. von der Oberbaumbrücke:
»O Berlin mit deinen Brücken Kannst mein Herze nicht beglücken,
Denn unterm ganzen Oberbaum Hat knapp ’ne Streicbholzbücbse Raum.
Drum ist es besser und beliebt,
Wenn man die Schiffe rüberzieht.“
Ein anderes, allerdings ja auch künstlerisch ausgeführtes, für die Schiffahrtstreibenden aber fast unmögliches Bauwerk ist die Anlage der Mühlendammschleuse und die über dieselbe führende Brücke. Auch hierfür möge folgendes genügen: Der schöne, große, neuerbaute Frachtdampfer „Martha“ der Schultheißbrauerei, wie größere leere Kähne müssen nämlich in ihren Schiflfsboden ein Loch bohren, bis sie den erforderlichen Tiefgang haben, um diese Brücke ohne Gefahr passieren zu können.
e) U. M. Herr Rektor Monke teilt das Nachfolgende über die sogen. Ilungersteine mit, welche bei niedrigem Wasserstande und anhaltender Dürre zu Tage treten als Wahrzeichen ähnlicher Verhältnisse mit denen allemal, wenn auch nicht geradezu Hungersnot, so doch immerhin Not der Landwirte verbunden war; diese Steine sind mitunter vor Jahrhunderten gesetzt worden.
Bei dem niedrigsten Wasserstande der Flüsse des In- und Auslandes im Sommer 1904 sind in verschiedenen Flußbetten Steine zutage getreten, welche entweder eingemeißelte Jahreszahlen trugen, die sich auf den Wasserstand bezogen, oder entsprechende Inschriften aufwiesen, u. a. auch den Vers: „Wer mich sah, der mußte weinen, und wer mich sehen wird, der wird wieder -weinen“. Auf einen derartigen Stein im Seinebett in Paris habe ich vor er. 15 Jahren in einem Artikel „Berühmte Steine“ in den „Berliner Neuesten Nachrichten“ hingewiesen. Man nennt diese Steine im Volksmunde „Ilungersteine“. In märkischen Flüssen sollen solche Ilungersteine ebenfalls gesehen worden sein. Es empfiehlt sich gewiß, Nachrichten*) darüber
*) Volkssagen und wirkliche Tatsachen.