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17. (0. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Süden eingewandert sein und just in den letzten Jahren hat man in Frankreich Wohnstätten gefunden mit solchen Typen von Steingeräten, welche eine offenkundige Verwandtschaft mit denen der Kjökkenmöddinger haben.*) Diese Gerätschaften, französische wie dänische, sind allzeit ungeschliffen, stehen aber im Übergang zwischen den palaeolitischen und neolithischen Zeiten, und bilden fortan eine besondere Epoche, die mesolithische Periode (halbneolithische oder des jüngeren Steinalters ältesten Abschnitt). Die Franzosen haben dieser Epoche den Namen „le Campignien“ gegeben, nicht zu verwechseln mit der geologischen Epoche, welcher die Belgier den Namen Campinien**) verleihen. Zu bemerken ist, daß diese Campignien-Sachen auch in Belgien bekanut sind, aber nicht bekannt sind, oder es doch bis vor kurzem nicht waren, aus Holland und auch nicht „aus den folgenden Landschaften bis Dänemark“, Lücken von denen man hoffen darf, daß sie docli noch ausgefüllt werden (Phil. Salmon a. a. O. S. 407 u. 408). Und II. hat bereits in einiger Hinsicht diese Lücke ergänzt.
S. 444. Betrachtetet man die Ausbreitung der mesolithischen Kjökkenmöddinger auf der nördlichen cimbrischen Halbinsel, so findet man sie neben dem höchsten Strandwall aus den Litorina-Zeiten.***) Und weil Nord-Jütland nach der Zeit des Maximums der Litorina-Senkuug gehoben ward, so findet man diesen Strandwall und daher auch die ältesten Kjökkenmöddinger neben dem jetzigen Strand. Aber umgekehrt hat sich die Sache in Süd-Jütland und Schleswig - Holstein gestaltet. Hier ist in derselben Zeit eine Senkung eingetreten. Vorausgesetzt, daß das ältere Steinzeitvolk auch diese Küstenstrecken der cimbrischen Halbinsel besiedelte, so müssen ihre Wohnstätten unter dem Meer liegen. Damit stimmen die mesolithischen Stein- und Beinfunde im Koldiughus- Museum zu Kolding, welche aus 3 bis 4 m Tiefe im Koldingfjord aus-
*) Phil. Salmon d’Ault du Mesnil et Capitan: Le Campignien. Revue mensuelle de l’Ecole d'Anthropologie de Paris 1898 S. 365, 384 u. 385. — Moritz Hoernes: Der diluv. Mensch in Europa. Braunschweig 1903. S. 85. — A. de Mortillet: Campigny et le Campignien. Bullet, de la Soc. d’Anthrop. 1899. 8. 36.
**) A. Rutot (Coup d’oeil pp. Namur 1904) stellt 8. 254 die Facies von Campigny, also das „Campignyien“ in die „neolithische Industrie“, Fauna der Jetztzeit, fallend zwischen (jünger als) das Tourassien und (älter als) das Robenhausien (steinzeitliche schweizerische Pfahlbauzeit). Aber diese Gruppen, die mesolithische, für welche das Rentier charakteristisch, ferner die älteren und ältesten neolithischen Gruppen, bedürfen noch sehr der Vergleichung in den verschiedenen Teilen, mindestens Europas, unter einander und schärferer Zeitfeststellung.
***) Vgl. über die Litorina-Periode den Sitzungsbericht der Brandenburgia vom 28. September d. J.