Heft 
(1904) 13
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17. (6. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres. 395

gebaggert worden sind.*) Ähnlich in der Kieler Föhrde, nur daß die mesolithischen Funde hier bei etwa 9 m Tiefe gemacht wurden.

Landsenkungen in den südlichen Teilen der cimbrischen Halbinsel sind solchergestalt also entgegengesetzt den Landerhebungen in den nördlichen Teilen. Es ist daher sehr möglich, daß beide Arten von Wohnplätzen gleichzeitig sind, aus einer Zeit bevor die eigentliche Litorina-Senkung ihren Höhepunkt erreichte.

Übrigens ist nicht bloss die jütische Ostküste durch mesolithische Küchenabfälle ausgezeichnet, sondern auch die Insel Seeland. Fräulein Direktor J. Mestorf hat in denVorgesch. Altertümern auf Schleswig- Holstein (Hamburg 1885) verschiedene mesolithische Altertümer an der Gjenner Bucht bei Süderballig (Ostküste von Schleswig) und im und am Kieler Hafen bei Ellerbeck gefundene Geräte und Waffen aus Stein und Bein abgebildet und beschrieben, jedoch ohne die Zeitstellung damals präzisieren zu können.

D. Kulturgeschichtliches.

XI. Deutsche Geschichtsblätter. Monatsschrift für För­derung der landesgeschichtlichen Forschung. Auf diese von Dr. Armin Tille herausgegebene gediegene und praktische Zeitschrift mache ich unter Vorlegung von Heft 1 und 2 Bd. VI. Oktober und November 1904 gern von neuem aufmerksam. Sie wollen sich selbst von dem reichen Inhalt beider und der früheren Nummern überzeugen. Aus der Oktobernummer hebe ich besonders hervor Hans Beschorner (Dresden);Wüstungsverzeichnisse, weil die wüsten Dorf­stellen (auch mitunterwüste Mark genannt) bei uns in der Provinz Brandenburg eine große Rolle spielen. Bei unseren Museums-Pflegschaften haben wir mit ziemlicher Verläßlichkeit folgende Gruppen zu unter­scheiden gelernt.

a) Namenlose wüste Dorfstellen. Dieselben haben oft ein hohes, sogar vorgeschichtliches Alter. So die unbenannte wüste Dorf­stelle im Brieselang bei Station Finkenkrug: Erhebungen im Luch, Brand­stellen mit zahlreichen Gefäßresten, die aber vorwendisch sind. Keine slavisclien, keine frühchristlich-deutschen Reste. Entweder hat sich also von der letzten Germanenzeit durch die Völkerwanderungs- und Wenden-Periode hindurch die dunkle Überlieferung, daß hier eine Ort­schaft gewesen, erhalten, was nicht ganz undenkbar, da sich direkte Überlieferungen sogar aus der Bronze- und Hallstattzeit hie und da er

*) jn den ausgebaggerten Litorina- Schlamm-Massen an der neuvorpommerschen und mecklenburgischen Küste, haben sich, wie ich früher erwähnt, dergl. mesolithische Stein- und Beingerilte gefunden. Auf diese mesolithische Periode glaube ich auch einige dergl. Funde, die ich zwischen Travemünde und Neustadt a. d. Ostsee gemacht, beziehen zu dürfen.

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