17. (0. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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vermögen, lehrt das Beispiel des Allervereins, der lediglich mit ihrer Hilfe an 86 Stellen nachgewiesen hat, daß dort Dörfer gestanden haben müssen. Schon aus guten Karten, z. B. den preußischen Meßtischblättern läßt sich manches ersehen. Wir bitten dringend diese Forschungen zu unterstützen.
Aus dem November-Heft ist für die Heimatkunde von großer Bedeutung, der gelehrte ausführliche Aufsatz von Theodor Lohmeyer (Marburg): „Unsere Flußnamen.“
Es sei uns vergönnt aus dieser .wichtigen Veröffentlichung wenigstens ein paar Stellen anzuführen.
Lohmeyer hat (S. 30) folgende zwei Gesetze gefunden und unter Beweis, an der Hand sorgfältiger Quellenstudien, gestellt.
Ein germanischer Flußname besteht, wenn er nicht zusammengesetzt ist, aus einem einfachen Grundwort für Fluß, wie aha, alta, apa, asa, mana, trawa usw., oder wenn er zusammengesetzt ist, aus einem Bestimmungswort mit einem der Grundwörter für Fluß. Ein Suffix tritt nur bei den Grundwörtern auf, und zwar ist das Grundwort ohne Suffix aus dem Grundwort mit Suffix durch Abschiebung hervergegangen, so alta aus altena, asa aus asana, trawa aus trawena.“ Als solche Grundwörter habe ich am Ende von Flußnamen alta, asa, ata oder anta, bada, mana, rena (rana, arne), scara, traw'a nachgewiesen, während dieselben bis dahin, wenn sie den Schluß von Wörtern bilden, als bloße Ableitungsendungen aufgefaßt wurden und alta, asa, ata oder anta, bada, mana in Nichtzusammensetzungen, also als einfache Wörter, unerklärt geblieben oder wenigstens nicht als Grundwörter für Fluß erkannt waren. Die scheinbaren Suffixe bei Nichtgrundwörtern sind Reste ehemaliger Grundwörter, so -ala mit den Nachtonformen -ela, -ila, -ula, -ola usw. von alta und dies aus lata, anna oder ana mit den Nachtonformen -ena, -ina, -una, -ona von arna oder anta, -ara (-era, -ira, -ura, -ora) von arna, -se von asa (asana), -tra von trawa usw r .
Zweitens hat sich mir bis jetzt ohne Ausnahme das weitere Gesetz stets von neuem bei den uralten Flußnamen bestätigt: „Wie das Quellgelände oder die Quellhöhe, so der Flußname“. Unsere Vorfahren nannten also die Flüsse nach ihrer Heimat, ihrer Geburtsstätte. Deshalb sind die wirklich uralten Flußnamen sozusagen Ursprungszeugnisse, d. h. sie sagen uns, wie das Gelände beschaffen ist, wo die Quellen des betreffenden Flusses zutage kommen; ausgenommen sind diejenigen, bei denen, wie es besonders bei mehreren großen Flüssen der Fall ist, ein blosses Grundwort ohne Bestimmungswort verwandt ist, wie z. B. bei Elbe, Rhein, Maas, wahrscheinlich auch bei Oder. Gewiß haben verschiedene Flüsse in ihrem Laufe verschiedene Namen, aber ursprünglich immer nur einen, und der wurde von der Beschaffenheit der Quellhöhe hergenommen.
Wie erklärt sich diese auffällige Tatsache? Einmal aus der hohen Verehrung der Quellen — pilgern doch noch jetzt die urverwandten Hindus zu den Quellhöhen des Ganges — und der Wertschätzung eines beständig den Menschen und den Haustieren Wasser spendenden Flusses. Deshalb erfolgten die Siedelungen meistens längs eines Flusses, und die Anwohner nannten sich