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17. (0. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
wollte Potzlow nicht sein und so fertigte im dörflichen Aufträge der Stellmacher des Orts namens Ilensel einen neuen Roland, dessen traurige Reste 1898 in einen unbeholfenen Steinsockel eingelassen sind. Dieser Ilensel ist 1841 gestorben 73 Jahr alt, nimmt man an, sagt Boy, daß er bei Übernahme der Arbeit 40-50 Jahre alt war, so würde sich für die jetzige Ilolzfigur ein Alter von etwa 100 Jahren ergeben.
War der ältere IIolz-Roland eine Quintäne, nach der man ein Rolandrennen wie bei dem Holsteiner Roland (Quintäne) zu Garding, jetzt im Altonaer Museum, veranstaltete? Sello scheint sich dieser Auffassung zuzuneigen. Dagegen würde es sprechen, wenn Boys Worte zutreffen S. 153: „Mit Sicherheit kann behauptet werden, daß der Potz- lower Roland ursprünglich ein steinerner gewesen ist. Sein Fundament ist noch vorhanden. Wann die Stadt Potzlow in den Besitz des Rolands gekommen ist, läßt sich nicht mehr naclnveisen. Er soll aber seiner Zeit von den Prenzlauern geraubt worden sein, angeblich, um dem Nachbarort, der noch Marktgerechtigkeit besaß, dieselbe zu nehmen. An Stelle des geraubten Roland entstand ein hölzerner.“
Ja, wenn das „soll“ sich auch archivaliscli beweisen ließe! Bis dahin schwebt doch jene Vermutung so ziemlich in der Luft.
Es scheint, als seien die Akten des Fotzlower Rolands noch nicht zu schließen. Hoffen wir auf bessere Aufklärung in der Zukunft. Eine dankbare Aufgabe des Prenzlauer Vereins wäre es, die Forschung auch hier (wie bei dem Prenzlauer Roland) weiter fortznführen; das aber möchte ich bemerken, daß, wenn das frgl. Fundament steinern ist, darum darauf doch sehr wohl ein hölzerner Roland gestanden kann, Quintäne-Rolande mußten besonders fest fundiert werden, damit sie im eigentlichen Sinne einen ordentlichen Puff ausbalten konnten.
Sodann erwähne ich noch den Bericht des Herrn Konservator Eduard Krause über die Exkursion der Berliner anthropologischen Gesellschaft nach Prenzlau und Umgegend am 21. und 22. Juni 1902 (a. a. 0. S. 52 flg.), bei welcher Gelegenheit auch der Potzlower Roland besichtigt wurde. Irrtümlich heißt es darin S. 57, daß der erste Roland noch in der Kirche auf bewahrt werde.
Leider sei die Figur jetzt durch einen ummauerten rohen Sockel und eine in rohester Weise, mit Hufnägeln angenagelte Zinkblech-Nase schimpflich entstellt. Diese mit Recht gerügte Blechnase, welche, wie Kustos Buchholz bemerkt, auf Abbildungen von 1890 sich noch nicht zeigt, ist erst vor wenigen Jahren und wohl mehr in „Ulk-Stimmung“ angebracht worden, wie überhaupt angeheiterte junge Leute dann und wann mit dem Roland in Potzlow wenig schöne Allotria getrieben haben.
Boy schließt seinen Bericht S. 154: „Glücklicherweise ist die in rohester Weise mit Hufnägeln angenagelte Zinkblechnase bald wieder beseitigt worden. Immerhin stellt unser Roland noch den alten ger-