Heft 
(1904) 13
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17. (6. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

müdlich heben, weil die Rolande eben keine Steinschwerter führen. (S. 28). Zur Zeit als der Berliner Roland erwähnt wird im Berliner Stadtbuch (2. Hälfte des 14. Jahrh.) war er höchst wahrscheinlich von Holz; wenn es etwa 100 Jahr später, i. J. 1442 noch einen Roland in Berlin gab, mag er von Stein gewesen sein. Die Darstellung Scheuren* bergs auf dem BildeDie Verurteilung Tile Wardeubergs in der Ber­liner Rathaushalle vor dem Magistratssitzungssaal ist eine ganz falsche, sie ist viel zu realistisch. Sie wäre besser gleich dem Brandenburger Roland stilisiert; ich führe dies zu einer Art Rechtfertigung meiner selbst an, denn ich bin gefragt worden, wie ich, da ich doch damals schon Berliner Stadtrat war, einen so ungeschichtlichen, ja unmöglichen Ro­land hätte zulassen können. Hierzu bemerke ich, daß der Bürgermeister Duncker das betreffende Dezernat selbständig hatte und daß er sich von niemand bei der historischen Ausstattung, die er beherrschen zu können glaubte, in bezug auf die geschichtlichen Bilder hineiuredeu ließ. Stat pro ratione voluntas.

Daß von Leoncavallo eine Gavotte von 1514 und ein Lied von 1574 eingeschaltet ist, empfinden wir nicht als Anachronismus, da uns volks­tümliche Noten aus Berlin von 1442 nicht überliefert sind.

Hiermit sei die Roland-Umschau, die uns noch oftmals beschäftigen wird, für heut beschlossen.

XIII. Max Siewert: Die niederdeutsche Sprache Berlins

von 13001500. Würzburger Inaugural - Dissertation. Norden, 1903. Auf Wunsch lege ich dieses auf fleißigster Benutzung der Quellen be­ruhende, unser heimisches Idiom betreffende Schriftchen vor. Vorläufer ist u. M. Herr Prof. Dr. Bruno Graupe mit seiner Dissertationde dialecto marchica qnaestiunculae duae Berlin 1879, im I. Teil dem Ber­linischen gewidmet. Anderes Material hat Herr Oberbibliothekar Prof. Dr. Seelmann in seiner kritischen Ausgabe des Berliner Totentanzes von St. Marien dem Verf. geboten, ebenso die Arbeiten Tümpels (seine niederdeutschen Studien und sein Aufsatz im Nd. Jahrbuch 21, 81).

Die Sprache Alt-Berlins ist niederdeutsch, der Bevölkerungshaupt­teil sächsisch, ein kleiner Teil niederfränkisch. Für niederländische (holländische) Elemente spricht die nachweisliche Übereinstimmung zwischen der Sprache der Berliner Urkunden und der mittelnieder­deutschen Grammatik.

Vermißt wird der in der Tat vorhanden gewesene Einfluß des Wendischen (wenn auch nur in einzelnen Worten und Wendungen) auf das Niederdeutsche unserer Hauptstadt.

XVI. Mitteilungen des Vereins der Geschichte Potsdams. Der mit dem ZusatzGesellschaft zur Pflege der Heimatkunde nach längerem Ruhen wiederbelebte Verein hat ein Heft von 51 Seiten