Heft 
(1904) 13
Seite
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Aus den Jugendtagen der Kohle.

Wir wenden uns dem Rande des Sees zu. Hier beobachten wir (Fig. 8) jenen eigentümlichen Vorgang, der oben schon mehrfach als das Zuwachsen des Sees erwähnt wurde nnd den inan wohl auch als sein Verlanden bezeichnet. Er wird gleichfalls durch die Tätigkeit von Pflanzen herbeigeführt.

Einige Wasserpflanzen machen den Anfang, unter ihnen vor allen die Teichrosen, ihnen folgen Schilf, Rohr und Binse. Ihr stark ent­wickeltes Wurzelgeflecht durchzieht den Ufersand bezw. den Faulschlamm, soweit er nicht tiefer als etwa 2 m unter dem Wasserspiegel liegt. Diese Wurzelfasern, zusammen mit absterbenden Teilen der oberen Ptlanzen- organe, schaffen eine Decke, auf der weitere Schilf- und Binsenvegetationen

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Fig. 8. Rand des Grunewaldsees bei Berlin.

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wachsen, bis sich endlich auch das Riedgras einstellt und einen Sumpf­wiesenrand hinter dem Röhricht bildet. Da alle jene abgestorbenen Pflanzenteile durch das Wasser dem Sauerstoff der Luft mehr oder weniger vollständig entzogen sind, so wird eine Verwesung nur in ge­ringem Maße möglich sein. Sehr bald werden auch hier Fäulnisbe­dingungen*) eintreten. Ähnlich wie bei der Bildung des Lebertorfes aus dem Faulschlamm werden sie die organische Substanz erhalten und in eine dunkle Masse, den sog. Sumpftorf, überführen, in dem die weniger veränderten Teile widerstandsfähigerer Organe noch lange Zeit erkennbar bleiben. Bezeichnend für diese Torfmasse ist die Bildung sog. Ilumus- säuren, auf deren Vorhandensein sich der Namesaure Wiesen für die Riedgraswiesen gründet und deren antiseptische Wirkung den Boden schon in geringer Tiefe keimfrei macht. Aber eine Wiese ist in der Natur nichts bleibendes. Wo nicht etwa Eisgang in jedem Frühjahr

') Vgl. die Anmerkung auf 8. 435.