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Aas den Jugendtagen der Kohle.
die Fläche des Hochmoors, auf der sie meist in „Bülten“ zusaminen- stehen. Auch Bäume kommen auf ihm noch vor, vor allem Birke und Moorkiefer, wenn sie auch wegen des Mangels an Nährstoffen meist weniger üppig gedeihen als auf dem Flachmoor. Ilochmoor- boden ist der ärmste Boden, den wir in der Mark haben, und so finden wir auf ihm nur die anspruchlosesten Glieder unserer Flora, unter anderen solche Pflanzen, die, wie z. B. die Zwergbirke (Betula nana) kurz nach Eiszeit bei uns verbreitet waren, mit dem Wärmerwerden des Klimas aber durch üppiger wuchernde Kinder wärmerer Zonen verdrängt wurden und sich jetzt nur noch in Skandinaviens kälteren Gegenden Anden, oder eben auf dem saftlosen Boden des Hochmoors, auf den ihre Verdränger ihnen nicht folgen konnten. Mit diesem Mangel an Nahrungsstoflen stellt auch der Insektenfang des Sonnentaus (Drosera rotuudifolia L.) in Verbindung, einer unserer interessantesten Hochmoorpflanzen. Ihren Namen leitet sie davon her, daß die Blätter mit roten Drüsenhaaren besetzt sind, an deren Spitzen im Sonnenlicht Tröpfchen eines klebrigen Saftes funkeln. Ein Insekt, das sich auf solch ein Blatt niederläßt, wird von dem Saft festgehalten, und sein Körper dient der Pflanze zur Ergänzung der Nahrung, die Boden und Luft nur in unvollkommenem Maße zu bieten vermögen.
In der Provinz Brandenburg spielen Hochmoore nur eine geringe Rolle; aber wir brauchen uns nur der Nordsee zu nähern, um eine Hochmoorbildung gewaltigsten Maßstabes in der Lüneburger Heide, im Drömling u. s. w. zu finden, und wie wir uns erinnerten, daß die großen Flachmoore unserer Mark die natürlichen Grenzlinien zwischen deren Landschaften gebildet haben, so ist das Bourtangcr Moor, ein Hochmoor von stellenweise gegen 10 m Mächtigkeit, die natürliche Grenze zwischen Deutschland und Holland, soweit man von einer solchen überhaupt sprechen kann.
Solch riesige Ausdehnung kann ein Hochmoor natürlich nicht annehmen, wenn es lediglich auf der Grundlage eines vertorfenden Sees erwächst; denn so große Seen, die flach genug wären, um in ihrem ganzen Umfange zu vertorfen, besitzt Norddentschland nicht. Wir sahen aber bereits, daß das Hochmoor seine Feuchtigkeit gar nicht aus seiner Unterlage entnimmt, sondern aus der Luft. Wo deshalb das Klima feucht genug ist, und nicht zu große Sommerwärme die Austrocknung und den Verwesungsvorgang zu sehr begünstigt, da wird auch außerhalb der Täler eine Ilochmoorbilduug möglich sein. Ja, in einem hinreichend feuchten, kühlen Klima bei entsprechenden Bodenverhältnissen muß selbst der Wald mit der Zeit dem Moor weichen; denn in solchem Klima wird das abfallende Laub nicht hinreichend verwesen können, es wird mit der Zeit eine torfahnliche Masse bilden, die die Wurzeln von Wasser und Luft absperrt uud so das allmähliche Absterben der