Aus den Jugendtagen der Kohle.
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Bäume bewirkt. Wieder werden es in erster Linie Torfmoose sein, die von dem übertorften Boden Besitz ergreifen, und die Hochmoorbildung ist damit eingeleitet. So finden wir denn auch unter den großen'Hochmooren Norddeutschlands im allgemeinen die Reste der Waldgrundlage, auf der sie entstanden.
Was wird nun später aus dem Torf? Wir suchen die Antwort in den Mooren der Vergangenheit. Unsere heutigen Moore reichen wahrscheinlich nur wenige Jahrtausende zurück, und wenn der Geologe gewohnt ist, mit Ilunderttausenden und Millionen von Jahren zu rechnen, dann ist er nicht erstaunt, noch in den untersten, ältesten Schichten unserer Moore einen Torf zu finden, in dem sich vielfach die Bestandteile der Pflanzen wiedererkennen lassen, aus denen er sich bildete. Aber daneben finden wir in solchen Torfproben schon eine dunkle, gestaltlose Masse, der alles Faserige fehlt und in die jene noch erkennbaren Pflanzenteile eingebettet sind. Man hat diese Torfsubstanz im engeren Sinne, ohne doch volle Klarheit über ihre Zusammensetzung gewinnen zu können, Dopplerit genannt. Sie ist in frischem, feuchtem Zustande gallertartig, schwindet beim Trocknen stark zusammen und zerspringt dabei in scharfkantige Stücke. Getrocknet enthält sie 50 — 60 % Kohlenstoff, also wenig mehr als trocknes Holz, ln diesem Stoffe müssen wir das letzte Endprodukt der Vertorfung sehen, so weit wir den Vorgang in den heutigen Mooren verfolgen können. Schauen wir nun weiter zurück in die Vergangenheit der Erde!
Der Beginn der heutigen Moorbildung konnte erst nach dem Schluß der Eiszeit einsetzen, ja, dazwischen hat vermutlich eine trocknere Zeit gelegen, die der Vermoorung des Landes ungünstig war. Aber wenn wir die voraufgehende Zeit der großen Klimaschwankungen ins Auge fassen, die Norddeutschland mehrmals mit einem kilometerdicken Eismantel bedeckten und wieder von ihm befreiten, dann finden wir in den eisfreien Zwischenzeiten, den sog. Interglacialzeiten, in der Mark mehrfache Moorbildungen, unter denen die berühmteste das durch Nehrings zahlreiche Arbeiten bekannt gewordene Diluvialmoor von Klinge bei Kottbus ist, das vor kurzem die Aufmerksamkeit durch die Auffindung eines fast vollständigen Mammutskelettes auf sich lenkte. Der Torf dieses Moores weicht noch nicht merklich von dem unserer heutigen ab. Es war ein Flachmoor, das über einem vertorften See entstand, wie aus seiner Unterlagerung durch Lebertorf hervorgeht, und das sich in seinem Pflanzenbestand nicht wesentlich von unseren jetzigen Mooren unterschied. Nur zwei seiner Pflanzen, die heute den märkischen Mooren fehlen, mögen hervorgehoben werden. Es ist die Stechpalme (Ilex aquifolium) und eine Seerose, Brasenia purpurea Mich. (= Cratopleura helvetica Weber). Erstere mag vielleicht darauf deuten, daß zur Bildungszeit jenes Moores die Winter um ein Geringes milder waren als heute,
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