Heft 
(1904) 13
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Aus (len .Tugen(Hagen der Kohle.

ßrasenia aber ist interessant, insofern sie heute in Europa fehlt, in einigen Teilen Ostasiens und hochgelegenen Teilen Afrikas vorkommt, ihr Hauptverbreitungsgebiet aber in Nord-Amerika von Canada bis Ge­orgia hat. Wir finden hier einen Nachklang der reichen Beziehungen zwischen der Pflanzenwelt Europas und Nordamerikas, die vor der Eis­zeit, in der sog. Tertiärfonnation*) herrschten, und die uns in den Mooren eben jener Tertiärzeit, unseren Braunkohlenlagern, in über­raschendem MaUe entgegen treten.

Tn den Hraunkohlengruben von Senftenberg und Groß - Rüschen (Nieder-Lausitz) können wir am besten ein Bild von den Mooren der damaligen Zeit gewinnen. Freilich, was wir dort finden, ist kein Torf mehr, sondern eben Braunkohle; aber der Unterschied zwischen beiden Stoffen ist nicht gar so groß und wird uns verständlich, wenn wir bedenken, daß mehr als eine Million Jahre**) verflossen sein mögen, seit eine lebende Moorvegetation sich an der Stätte der heutigen Braun­kohlenlager ausbreitete. Wohl ist während dessen mit der Torfsubstanz eine starke Veränderung vor sich gegangen, die wir chemisch im ein­zelnen noch nicht ganz bestimmen können, die aber einen gewissen Ausdruck in der Tatsache findet, daß die Braunkohle 5575 % Kohlen-

*) Es sei daran erinnert, daß die Vergangenheit der Erde in eine Reihe auf­einanderfolgender Perioden eingeteilt wird, die man als Formationen bezeichnet. Es sind

12. die Quartftrfonnation (von der Jetztzeit bis zur Eiszeit einschl.),

11. die Tertiilrformation,

10. die Kreideformatioii,

9. die Juraformation,

8. die Triasformation,

7. die Perm- oder Dyosformation,

6. die Steinkohlen- oder Carbonformation,

6. die Devonformation,

4. die Silurformation,

8. die cambrische Formation,

2. die präcambrische oder alkisclie Formation, und als ältester einigermaßen bekannter Abschnitt der Gesteinsbildung auf der Erde 1. die archäische Formation.

27 faßt man als Altertum, 810 als Mittelalter, 11 und 12 als Neuzeit der Erde zusammen.

Die Zeitdauer der einzelnen Formationen ist nicht angebbar, Sicher sind die ältesten Formationen ungleich länger gewesen als die jüngeren, ähnlich wie das bei den geschichtlichen Begriffen Altertum, Mittelalter und Neuzeit der Fall ist.

**) 1 Million Jahre ist im allgemeinen unvorstellbar. Eine gewisse Anschaulich­keit gewinnt die Zahl durch Vergleich mit Längenmaßen. Versinnbildlichen wir uns 1 Jahr durch die Länge eines Meters, so ist ein Jahrtausend 1 km, die Zeit seit Beginn der ägyptischen Kultur würde dann etwa 60 km, d. h. einer Stunde Weges ent­sprechen. Eine Million Jahre, d. h. 1000 Jahrtausende, entsprechen in diesem Bilde einer Strecke von 1000 km, d. h. BerlinFlorenz oder BerlinBelgrad.