Heft 
(1904) 13
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Aus den Jugendtagen der Kohle.

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mein- oder weniger gleichmäßig feuchtes, im Innern der Kontinente trockneres Klima, dessen Wurme gegen den Äquator hin steigt. Es folgen an der Grenze gegen die Tropen trockne Gürtel, die im Innern der Kontinente die großen Wüsten tragen, aber auch in der Nähe der Küsten durch eino lange Trockenzeit gekennzeichnet sind. Um den Äquator herrschen dann wieder das ganze Jahr liiudurch starke Kegen, gepaart mit hoher Wärme.

Daß eino Moorbildung am Rande der Tropen nur ausnahmsweise zu Stande kommt, ist hiernach begreiflich. Innerhalb der Wendekreise kann für dio Entstehung von Torfmooren nur das äquatoriale Gebiet selbst in Betracht kommen, wenn nicht die tropische Wärme an sich solche Bil­dungen verhindert. Leider sind unsere Kenntnisse vom Boden der Tropen sehr lückenhaft, doch aber können wir schon heute sagen, daß auch in den regnerischsten Äquatorgegenden Torf nicht in erheblicher Menge gebildet wird. Dafür sei als Beispiel dio Niederung des Amazonenstromes angeführt. Der Uiesenstrom sammelt dio Niederschläge eines Gebietes von rund 6 Mil­lionen Quadratkilometer, d. h. mehr als halb Europa, in dem dazu noch durchschnittlich im Jahro etwa 5 mal soviel Regen fällt als auf einem gleich großen Raum bei uns. Man sollte meinen, daß, wenn irgendwo, dann hier dio Gelegenheit zur Moorbildung gegeben wäre. Daß Ver­torfung statttindet, beweist uns der Name des Rio Negro, derSclnvarz- fluß genannt wird wegen des dunklen Moorwassers, das er zu Tal führt. Und doch kennt mankeinen einzigen Fall von wirklicher Torfbildung im Amazonasgebiet.*) Wohl findet man in den Wäldern zuweilen eine Humusschicht, deren Mächtigkeit zwischen 10 cm und 1 m geschätzt wird, aber ob es sich hier um eino dauernd wachsende Ab­lagerung handelt, oder ob nicht die Verwesung ebensoviel Material zer­stört wie der Blätterfall liefert, ist zweifelhaft. Außerhalb der sogen. Tgapos, der eigentlichen Sumpfwälder, bildet sich sicher kein Torf, weil die Verwesung viel zu rasch vor sich geht. Dies Ergebnis wird weniger überraschend, wenn wir bedenken, daß die mittlere Jahres­temperatur von Manaos 26 0 C. beträgt (gegen 9 0 in Berlin) und daß der tropische Urwald mit seinen Riesenbäumen unvergleichlich viel mehr Wasser verdunstet als unsere Wälder. Soviel ist jedenfalls sicher: In einem Klima, wie es heute in unseren Tropen herrscht, konnten sich keine mächtigen Kohlenflötze bilden, wie das Ramann**) schon vor längerer Zeit betont hat.

Die gemäßigten Zonen sind die eigentlichen Stätten der Torfbildung. Nach den Zusammenstellungen, die Früh und Schröter*) in neuester Zeit

) Früh und Schröter, Moore der Schweiz S. 137/8.

**) Ztschr. d. Dtsch. Geol. Ges. 1896 S. 423430.

*) Früh und Schröter, Die Moore der Schweiz mit Berücksichtigung der gesamten Moorfrage, Bern 1904. S. 160.