Heft 
(1904) 13
Seite
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Aus ilcn Jugcndtagen der Kohle.

veröffentlicht halten, finden wir in den kfdderen Kliinaten der Erde geradezu eine allgemeine Neigung zur Yermoorung, so daß man von einemMoorgürtel von Canada durch Mitteleuropa bis Japan sprechen kann. Aber wenn die Kühle der Erhaltung der Pflanzensubstanz förderlich ist, so hindert sie ihre üppige Erzeugung, und so wird die Menge des gebildeten Torfes nach den Polen zu gering, weil der kurze Sommer nur wenig neue Pflanzenstoffe schaffen kann. Dio stärkste Torfeutwickhmg muß in einem Klima stattfinden, das noch feucht und kühl genug ist, damit überhaupt Torf entsteht, und in dem andrerseits doch schon eine warme Sonne die üppige Entfaltung reichen Pflanzen­lebens ermöglicht. So werden wir auf den südlichen Teil der gemäßigten Zone verwiesen, wo in der Tat die amerikanischen Swamps wohl zu den mächtigsten Moorbildungen der heutigen Erdoberfläche zählen, und wir erinnern uns, daß auch die mächtigsten Braunkohlenlager Nord­deutschlands ein Klima voraussetzten, das dem jener Swamps entsprach. Wir wissen, daß zu Anfang der Tertiärzeit ein verhältnismäßig sehr warmes Klima auf weiten Gebieten der Erde herrschte, und im Zu­sammenhänge damit fehlen in jener Zeit große Kohlenilötze. Erst gegen Mitte und Endo des Tertiärs, als wir aus der Pflanzenwelt bereits ein Kühlerwerden des Klimas folgern können, setzt die gewaltige Entwick­lung der Braunkohle ein, und wir ahnen einen engen Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen.

Die Torfbildungen von Klinge und andere zeigen uns, daß auch in den wärmeren Pausen der Eiszeit das Moor von dem aufgetauten Boden Besitz ergriff, sie verbinden unsere heutige Zeit mit der Braun-' kohlenperiode zu einem riesigen Zeitraum reicher Moorentwicklung, inmitten dessen die Kälteschauer der Eiszeit liegen. Wir gehen weiter in der Geschichte der Erde zurück. Kohlen haben sich zu allen Zeiten gebildet, aber doch nach unsern heutigen Kenntnissen nicht in solcher Ausdehnung als während der brauukohlenreichen Tertiärzeit. Erst in der Steinkohlenformation tritt uns wieder eine ungewöhnliche Verbreitung und Mächtigkeit der Kohlenbildungen entgegen. Und auch hier liegt mitten in dieser Kohlenperiode eine Eiszeit, deren Spuren wir freilich, wie das natürlich ist, nicht so allgemein finden wie die der diluvialen. Weiter sehen wir, wie nach derSteinkohleDzeit vielfach Zeichen eines trocknen und heißen Wüstenklimas auftreten. In der Zechsteinzeit (obere I)yas)*) z. B. ver­dunstete in Norddeutschland eine so ungeheure Menge Meerwasser, daß wir durch das zurückgebliebene Salz bei Spereuberg fXH) m tief haben hindurchbohren können, ohne seinen Grund zu erreichen. Umgekehrt ist es vor der Braunkohlenzeit. Hier sehen wir vom Eocän**) an mit

*) Ygl. Anm. S. 442.

**) Vgl. Anm. 8. 440.