Heft 
(1904) 13
Seite
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Aus den Jugendtagen der Kohle.

in den Taten seines Geistes, daß es noch vor wenigen Jahrzehnten als Vermessenheit galt, seinen Stammbaum von ihm abzuleiten. Wohl möchte es reizvoll erscheinen, diesem Werden nachzuspüren, aber ein Menschenleben ist zu kurz dazu. Hier wollen wir uns nur vor Augen halten, daß die beiden einschneidendsten Fortschritte in der Ahnenreiho des Menschen in die Zeiten fallen, in denen wir oben gleichsam Knoten­punkte der Erdentwicklung erkannten. Man hat verschiedene Deutungen für diesen Zusammenhang gesucht. Wir wollen uns heute mit dem Glauben begnügen, daß das Zusammentreffen so gewaltiger Erscheinungen nicht von ungefähr sein kann, sondern daß zwischen den Abschnitten in der Entwicklung der Erde und des Menschen ein enger innerer Zu­sammenhang besteht.

Wenn wir die rätselhaften Zeichen der Versteinerungen richtig deuten, dann waren unter jenen ersten Wirbeltieren, die zur Steinkohlen­zeit auf das Land hinaufkrochen, um dauernd dort zu leben, auch die Vorfahren des Menschen. Wir selbst sind die Krone des Baumes, dessen Keim damals gelegt wurde. Ungleich vielleicht, aber stetig ist der Baum fortgewachsen durch Jahrmillionen, ohne zu verkümmern, ja sein letzter Sproß überbietet alle früheren. Und so ist der Mensch wieder ein Keim zu neuem Wuchs. Neue Millionen von Jahren mögen vor uns liegen bis zur nächsten Kohlen- und Eisperiode, und wenn die Entwicklung so kraftvoll vorwärtsschreitet, wie sie es getan hat seit den ersten Lebensspuren, die wir nachwcisen können, dann liegt vor uns eine Zukunft von so überwältigendem Reichtum der Möglichkeiten, daß wie immer alle dichtenden Versuche der Phantasie verblassen, ver­wehen vor dem Zauber der Wirklichkeit. Wenn wir mit diesem Blick in die Zukunft schauen, dann erscheint uns das, was wir Weltgeschichte neunen, nnr wie ein kurzer Atemzug im Rahmen der Erdgeschichte, nur als die Kunde vom Leben und Sterben der Völker und von ihrem Ringen um den Boden, auf dem sie in der Entwicklung der eigenen Kraft die Zukunft der menschlichen Art sichern. Dem Blute aber, das in unsern Adern fließt, vertrauen wir, daß die Rolle unseres Volkes in diesem Ringen um die Zukunft, allzu geistvollen Auslegern der Weltgeschichte zum Trotz, keine vorübergehende sein möge; denn wie in jedem ge­sunden Volk lebt in uns das Bewußtsein: Ihr seid das Salz der Erde!