18. (7. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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Freilich sind bis jetzt festwurzelnde Braunkohlenwälder dort selbst nicht entdeckt, auch scheint die Braunkohlenablagerung etwas jünger zu sein.
Wie verhält sich nun der Mensch zu den Niederlausitzer Taxodien- wäldern? Lebte er damals? Antwort: ja! Lebte er auch bei uns in den besprochenen Taxodiemväldern? Antwort unbestimmt. Spuren vom Menschen sind hier bisher nicht gefunden, auch recht unwahrscheinlich zu erwarten, da das Gelände Sumpfland war und in dem zur Brikettanfertigung benutztem breiigen Gemüll überhaupt nichtbotanische Gegenstände sehr schwer zu unterscheiden sind. Auch hat nach menschlichen Spuren noch niemand gesucht, leider fehlen ferner Steine, wie es scheint, daselbst gänzlich oder doch beinahe gänzlich. Wie sollen also die Zeugen für den „praeadamitischen“ Menschen hier überhäupt festgestellt werden ?
Auf der andern Seite darf nicht übersehen werden, daß, wie Ihnen aus wiederholten Mitteilungen erinnerlich, sichere Spuren des Menschen aus der Facies des Puy-Courny (Central) in Frankreich festgestellt sind, Zeitgenossen des Dinotherium’s im obern miocänen Tertiär. Noch viel, viel älter sind die menschlichen Spuren der Facies von Thenay, Zeit des Acerotherium’s und des obern Oligocän.
An sich ist also die Vorstellung, daß zur Zeit des Blühens der Taxodienwälder in der Lausitz menschliche Wesen lebten, nicht als ungeheuerlich und völlig undenkbar zu verwerfen. Erwähnen will ich noch, daß wir bei einem frühem Besuch in Groß Räschen im „unver- ritzten Gebirge“ drei durch Feuer auf ein und dieselbe Art und Weise herdartig ausgebrannte riesige Taxodien-Stämme von 1 bis 2 m Höhe fanden, bei denen die Rückwand stehen geblieben war, so daß eine Art Großvaterstuhl den Ilerd bildete, der deutlich verkohlt war. Natürlich dachten wir an Blitzschlag und Ausbrennen dieser Baumstümpfe durch das himmlische Feuer. Auffällig war uns aber doch die merkwürdig gleichmäßige Art der Ausbrennung, dieselbe Weise der Aushöhlung mit einer wagerechten planen Fläche darin, die ich deshalb mit Herdstellen zu vergleichen die Kühnheit hatte. Auch bei unsei’er Anwesenheit am 20. Nov. v. J. wurde uns ein mit deutlichen miocänen Blitzspuren behafteter Baumstumpf gezeigt. Sollten also menschenähnliche Wesen damals wirklich in unseren beiden Lausitzen gelebt haben was ich, wiederholt gesagt, keineswegs bislang behaupten darf so war die „Erfindung“ des Feuers für sie bereits geschehen. Jedenfalls wird man dem Vorkommen menschlicher Spuren sowohl in der miocänen Braunkohle, als auch in dem benachbarten durch schöne Laubbaum-Blattabdrücke ausgezeichneten fetten miocänen Ton (z. B. von Zischau) wie auch in den miocänen Meeresablagerungen der Provinz Brandenburg (Gühlitz etc.) fortan Aufmerksamkeit schenken müssen. Bisher ist nach dieser Richtung hin, wie nochmals betont sei,absolut nicht das Geringste geschehen.