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18. (7. ordentliche» VersammlunK de* XIII. Vereinnjalire*.
D. Kulturgeschichtliches.
XIII. Roland-Hundschau.
a) Der jetzige Roland zu Brandenburg a. II. aus dem Jahre 1474, welcher an Stelle eines alten verfallenen von 140*2 getreten, hat, wie ich bereits mitteilte und wie sich beim Abgull für das Märkische Museum kürzlich herausstellte, statt des Schädels eine Höhlung, die mit Erde ausgefüllt und mit üppigem Ilauslauch (Sempervivum tectorum) bepflanzt ist. I)a dieser Umstand sehr merkwürdig ist, bat ich den Herrn Oberbürgermeister von Brandenburg, Geheimen Regierungsrat Hammer, einen vorzüglichen und verläßlichen Altertumskenner, am 1*2. Dezember v. J., gefälligst das Rolandhaupt daraufhin nochmals einer genauen Untersuchung unterwerfen zu wollen. Herr Hammer hat hierauf folgendes geantwortet: „Die Untersuchung hat das Vorhandensein der Aushöhlung in der Schädeldecke eigeben. Es ist ein Loch von etwa 10 cm Durchmesser, welches allerdings den Eindruck macht, als ob es seit unvordenklicher Zeit besteht und zum Zwecke der Aufbringung des Busches Ilauslaub ausgeführt ist.“
b) Die Ihnen hiermit vorgelegte Photographie des ehrwürdigen Rolands von Bremen verdanke ich der Güte unseres korrespondierenden Mitglieds Herrn Archivrat Dr. Sello zu Oldenburg i. Großh. Dazu sei folgendes bemerkt:
Das fütafhundertjährige Jubiläum des Bremer Rathauses wird iin Mai 1905 mit großem Gepränge gefeiert werden. Eingeladen zu der Festlichkeit werden sämtliche zur Hansa einstmals gehörig gewesenen Städte, also auch Berlin. Senat und Bürgerschaft werden große Summen für Ausschmückung des ehrwürdigen Bauwerks ausgeben, auch der berühmte Rathauskeller wird nicht Zurückbleiben. Aus angesehenen Herren und Damen aller Berufsklassen wird ein Ausschuß gebildet, der sich namentlich des großartig geplanten Festzuges annimmt. Wenn auch dessen Einzelheiten noch nicht feststehen, so ist doch gewiß, daß er interessant und bunt genug werden wird. Bunt genug — stehen doch die Bildsäulen an der Rathausfassade (heidnische Weltweise und christliche Heilige) in buntester Mischung: eine Nonne neben dem alten Vater Solon, Plato neben Moses, David bei Seneca, dazu Kurfürsten und Kaiser. Da werden auch im Zuge diejenigen weinseligen „Zwölf Apostel“ nicht fehlen, denen Wilhelm Hauff als Herbstgeschenk für Freunde des Weins kurz vor seinem Tode im Jahre 1827 die unsterblichen „Phantasien im Bremer Ratskeller“ gewidmet hat. Natürlich darf auch „Er“ nicht fehlen:
Roland, der Ries’, vor dem Rathaus zu Bremen Steht er, ein Standbild, standhaft und fest.
Bei seiner Jubiläumsfeier in diesem Jahre ist er etwas zu kurz gekommen. Man hat sich mit einer Ehrenmedaille für ihn begnügt, die