18. (7. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres. 463
allen Rolandsstüdten mitgeteilt wurde. Das Versäumte soll nun nach- Keholt und auch „Er“ beim Rathausfest berücksichtigt und im Festzuge nicht vergessen werden. Denn wenn auch der Roland von Berlin augenblicklich viel genannt wird, so hat doch der Bremer Roland das ältere literarische Recht, denn Häuft' hat ihm 13 Jahre, bevor Willibald Alexis vom Berliner Roland erzählte, dichterisches Leben gegeben.
c) Das Schauspiel „Der Roland von Berlin“ von F. Silisius, nach dem Roman von Willibald Alexis, dessen Aufführung anfänglich von der polizeilichen Zensur in Stettin beanstandet wurde, ist nachträglich für das dortige Bellevue-Theater freigegeben. Dasselbe Stück wurde übrigens in Berlin auf dem Luisen-Theater unbeanstandet, aber ohne nachhaltigen Erfolg gegeben.
d) Roland-Reiten. Unter dieser Überschrift teilt uns durch Vermittelung unseres Mitgliedes Herrn Sekretär Adolf Gloe und seines Bruders Herrn Pastor Gloe zu Osterhever, der Direktor des Museums Dithmarsischer Altertümer zu Meldorf, Herr Goos, folgendes mit:
Das Roland-Reiten ist ein sehr altes Reiterspiel, das in Dithmarschen schon Jahrhunderte lang geübt wurde und das noch jetzt hier üblich ist. Ein Pfahl, auf dem der Roland steht, wird in die Erde gegraben. Der Roland selbst ist eine etwa mannshohe Figur mit ausgestreckten Armen. Die Rechte hält einen hölzernen Schild, die Linke einen Stab (Lanze) mit darangehängtem Aschcbeutel. Die jungen Burschen reiten auf geschmückten Pferden, bewaffnet mit einem kurzen, derben Stößer an der linken Seite des Rolandes im Galopp vorbei und versetzen im Vorbeijagen dem Schilde einen Stoß. Wer den Schild zersplittert, wird als König ausgerufen; meistens erfordert es aber viele geschickt geführte Stöße. Der Roland, der in der Leibesmitte drehbar ist, fliegt bei dem Stoße schnell herum und derjenige Reiter, der sich nicht rasch von dannen macht, kommt in unliebsame Berührung mit dem Aschebeutel.
Das Rolandreiten ist noch in Gebrauch in Dithmarschen. So soll es in diesem Frühjahr (Fastnacht) in großem Umfange hier wieder gefeiert werden. Es existieren noch drei alte Rolandfiguren hier in Dithmarschen :
1. Der Meldorfer, an 300 Jahre alt, Meldorfer Museum abgebildet (Zu Schutz und Trutz am 500jähr. Jubiläum des Rolandes zu Bremen von Georg Sello, Bremen 1904, Max Nößler) Tafel III 3.
2. Der Eescher Roland, 170 Jahre alt, ebenfalls im Meldorfer Museum.
3. Der Roland in Windbergen, an 100 Jahre alt, im Besitz der Gemeinde.
Mehr Rolande sind meines IVissens nicht mehr vorhanden, es sei denn, daß der Ilusumer Roland*) im Altonaer Museum dazu zu rechnen ist.
*) Gemeint ist wohl der Quintaine-Roland von Garding im Eiderstedtischen, der sich im Altonaer Museum befindet, von mir bereits zweimal in der Brandenburgia erwähnt, ähnlich dem von Sello a. a. O. (Vindiciae) Taf. III Nr. 3 abgebildeten bäuerlichen Quintaine-Roland zu Melldorf.