Heft 
(1904) 13
Seite
466
Einzelbild herunterladen

18. (7. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

466

die Rulands-Dörffer, dass ich so rede, weyland Flecken, oder zum wenig­sten von grossem Ansehen als heutiges Tages gewesen.

f. Letztere Bemerkung lallt mich nochmals auf den in letzter Sitzung besprochenen Roland zu Potzlow zuröckkommen. Rekmann: llistor. Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. 1. Teil. Berlin 1751 schreibt S.:Da nun die meisten State in der Mark von den Anhai­tischen Markgrafen die hohe Gerichte erhalten: so ist glaublich, dass diese säulen zu deren Zeiten auch von den Stäten selbst theils zum an- denken, theils zum beweiss ihrer gerechtsatne aufgerichtet worden, welches auch durch das bei diesen Säulen befindliche wapen des An- haltischen Herren, den Adler, bestätiget wird. Dass es von den Stäten selbst geschehen, ist daher zu schliessen, weil einige kleinere State, ob sie wohl die hohe Gerichte bekommen, dennoch keinen Ruland haben, welchen zu errichten sie etwa die mittel nicht gehabt. Dieses mag auch die ursach sein, dass die von Pozlow und Königsberg einen Roland von Holz gehabt: davon jene, damit es ihnen nicht bei andern zum vorwurf gereichen möchte, oder im scherz den vorwurf abzulehnen, vorgegeben: es seie der steinerne Roland von der benachbarten Stat [Prenzlau] entwendet, und sie genöhtiget worden, einen hölzernen zu setzen. Inzwischen ist doch zu verwundern, dass von dieser merk­würdigen Säule bei den Rahthäuslichen urkunden sich so gar keine nach- richt findet, auch keine tradition vorhanden, woraus dessen Ursprung beurtheilet werden könte. So viel ist gewiss, dass den Vorfahren doch viel daran muss sein gelegen gewesen: weil sie selbige jederzeit in ehren gehalten, und auf die erhaltung derselben so sehr gesehen, und wann sie wandelbahr geworden, wieder ausgebessert.

g. Der Roland zu Buch an der Elbe unfern Tangermünde in der Altmark. Heute ist der Ort ein einfaches Bauerndorf, einst war es ein Städtchen mit einer festen Burg, von der nur noch ein Wall steht. DieBilder aus der Altmark von Hermann Dietrichs und Ludolf Pa- risius, Hamburg 1883, Teil I. S. 126 flg. enthalten folgendes. Der Rat­hausturin stürzte 1660 ein und zertrümmerte die Rolandsäule. Sie wurde erneuert und als ein Menschenalter später eine Feuersbrunst den Kopf des neuen Roland zerstörte, ward auch dieser Verlust schnell ersetzt. Mächtige Locken, ein zierliches Schnurrbärtchen und ausdruckslose ge­langweilte Gesichtszüge sind die Eigentümlichkeiten dieses neuen Roland­kopfes. Eine Abbildung gibt Parisius S. 126. Das Haupt ist darauf mit einem Efeukranz geschmückt, worüber später noch mehr. Der Bücher Roland ist auch unter die Dichter gegangen durch das Sprach­rohr des Andreas Stürmer, der bei der grollen Elbüberschweinmung am 2. April 1845 Hütejunge in Diensten des Schulzen war. Er läßt den Roland selber das Klagelied anstimmen, um das Unglück des Dorfes zu schildern: