Heft 
(1904) 13
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18. (7. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

ersichtlich, welche anscheinend mittels Kurzschnitts dachartig ansgestattet wurden, um mehr Schutz und Schatten zu verbreiten. Es sind eben­dieselben drei Linden, welche u. M. Fräulein Clara von Förster in ihrem gleichnamigen Schauspiel dramatisch behandelt hat.

In der Freude ihres Herzens hat Frl. Clara von Förster der Er­haltung des Heiligen Geist-Kirchleins die nachfolgenden Verse gewidmet und der Brandenburgs zum Abdruck mitgeteilt.

Wenn Steine predigen.

1. Im Weltgewilhl, in Lllrm und Hast der Stratien Steht hier das Kirchlein, rings so eng die Gassen!

Vor seinem Altar ward cs stumm. Kein Beten,

Kein Glockcnluut, kein Sang! Sie all verwehten!

2. Als Zollern erst mit seines Schwertes Knanf An unsre Tore pochte: .Auf! Tut auf!

Da stand das Kirchlein schon im Totengarten,

Und seine Priester da des Hochamts warten.

3. Vor seinem Altar flehten sie: .Erbarmen,

Gott, Gott, da oben! Schütz uns vor den Armen Des neuen trutz'gen Herrn, aus Nürnberg kommen!

Was soll der Fremde denn uns MHrkem frommen?*

4. Vor seinem Altar bat Herr Hans George Der neue Herr, schon väterlich: .Du sorge,

Vom Himmel hoch; lafl Unschuld nicht vergehn!

Laß Linden wurzeln dichte Krön erstehen!

5. Vor seinem Altar ward Te deurn sungen Nach Krieg und Nöten, als der Sieg errungen.

Vor seinem Altar tönten Jubelweisen:

.Daß Zollern unser ward, dich, Herr, wir preisen!

6. Vor seinem Altar alles Lieben, Hassen,

Das Menschenherz hat aufwärts steigen lassen.

Auf seinen Stufen beugte sich die Schuld;

Von seinem Kruzifix kam Sündern Huld.

7. Vor seinem Altar ist es ausgeklungen

Das fromme Lied, das sie im Kirchlein sungen;

Doch: .Hallelujah! Foit die Axt! Gerettet!

Ans Menschendasein bleibt sie noch gekettet!

8. Mit seinen Fliesen, seinen festen Mauern,

Die sechs Jahrhunderte, o, Ehrfurcht! dauern,

Mit seiner Wölbung aus vergangnen Tagen,

Wirds wohl noch manchem eine Predigt sagen.

CI. v. F.