Heft 
(1904) 13
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18. (7. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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sein Machtspruch vom 1. Januar 1780, wonach er die Räte Graun, Friedei, Busch, Banal und Neumann sowie den Hoffiskal Schlecker zur Kassation, einjähriger Festungshaft und zum Schadensersatz verurteilt. Während der Haftzeit in Spandau hat der Regierungsrat Neumann ein I agebuch geführt, das sich im Nachlaß des Kainmergerichtsrats Friedei befand und in dessen Familie vererbt ist. Man ist gewöhnlich der Meinung, daß es den unschuldig Verurteilten dort besonders hart er­gangen ist. Dies war nicht der Fall, sie lebten, wie uns Neumann verrät, sehr angenehm. Das erst durch das Textbuch von Strauß ge­nialer OperetteDie Fledermaus eingeführte, geflügelt gewordene Wort ein tideles Gefängnis! hätte schon auf denKerker, in denen die Hen en Friedei und Genossenschmachteten angewandt werden können. Muntere Feste folgten sich, so am Namenstage der Quernlantin Rosine Arnold, Tarokpartien, Diners beim Kommandanten, Spaziergänge, Besuche in der Stadt, Liebcstächtelmächtel u. dgl. mehr, so daß die Staatsge­fangenen es fast bedauern konnten, daß diesem Kerker-Idyll durch die am Ü. September 1780 auf Befehl Friedrich Wilhelms II. erfolgte Haft­entlassung ein Endo gemacht wurde.

Als Kuriosum erwähnen wir aus S. 278 Beilage zur Allgemeinen Zeitung München 1904 Nr. 97. Die älteste Karte mit dem Namen Berlin (aus dem Jahre 1501). Sie wird nach Mitt. in Nr. 99 demnächst durch die Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen publiziert werden.

Endlich sei noch erwähnt der Aufsatz des Herrn Dr. Thimme- Hannover: General von Irittwitz und der 18./19. März 1848. Es handelt sich darum, wer ist an den politischen und besonders mi­litärischen Fehlern am Revolutionstage in Berlin schuldig: Pritt- witz oder der König. Mit vollem Recht, nach meiner ziemlich genauen Kenntnis der Verhältnisse (Aussagen von Ohrenzeugen) trug, wenn von Schuld bei der mit elementarer Wucht überall in Europa einbreclienden gewaltsamen Auflehnung und Umwälzung überhaupt die Rede sein kann, der gutherzige, aber schwachmütige Monarch die Schuld der Ereignisse, keineswegs sein Diener, der kommandierende General. Dieser Auffassung neigt sich mit guten Gründen auch Thiinme zu.

NIX. Ein Schlachtdenkmal für Großbeeren ist seitens der städtischen Behörden bewilligt worden. Die Ausführung des Entwurfs von u. M. Baurat Ludwig Hoffmann wird 11 500 M erfordern. Die Stelle ist unsern Mitgliedern bekannt vom 19. Mai 1897 (Brandenb. VI,

S. 75 flg.) her, als die Brandenburgia Großbeeren besuchte, und Herr Pfarrer Parisius das Geschichtliche, unser verstorbenes liebenswürdiges Mitglied General-Leutnant von Erckert von dem Windmühlenhügel herab das Militärische des Schlachttages vom 23. August 1813 erläuterte. Die Mühle mußte wegen Baufälligkeit und Überflüssigkeit, auch weil sie der

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