Heft 
(1904) 13
Seite
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IS. (7. ordentliche) Versammlung des XIII Vereinsjahres.

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4 . Bäten fleissig und täglich für unsern lieben Churfürsten und gnädigsten Herrn, und für das gantze Churfürstliche Ilaus:

5. Loben und preisen selig die heilige Catechismuslelire aus dem 1. Psalm.

(i. Bäten zuin lieben JEsulein, umb gering Christ-Gaben.

Es folgen nun 9 Strophen als Zwischengespräch zwischen dem Lehrer und den Schulkindern gedacht.

Wie haben sich inzwischen die Zeiten in Schöneberg und auf dem Lande weit um Berlin herum geändert. Auf vielen grollen Gütern wird wegen der Umständlichkeit und großem Kosten überhaupt kein Brot mehr gebacken, sondern dasselbe aus den großen Berliner Bäckereien mit Dampfbetrieb bezogen. Trotzdem mögen manche Berliner und Schöneberger lieber Landbrot essen, in der Vorstellung, es sei nahrhafter und wohlschmeckender; dies wird vom Laude bezogen oder derart in Berlin nachgeahmt, daß es wie Landbrot wenigstens äußerlich erscheint.

XXI. Berlin als Zweimillionenstadt. Nach der vorläufigen Ermittelung des Stadt. Statistischen Amts, die freilich erst später zur eigentlichen Feststellung gelangt, hat Berlin mutmaßlich am 18. Dezember v. J. den zweimillionsten Einwohner erlangt. Es wird davon in manchen Blättern und an vielen Biertischen viel Wesens davon gemacht, als ob es auch hier die Masse bringen müßte. Der Volkswirt denkt auch an die wenig erfreulichen Verhältnisse, die mit der Masseuzusammen- häufung in den Großstädten verbunden ist und die leider mit einer beklagenswerten Entvölkerung der Landbewohnerschaft in den östlichen Provinzen verbunden ist, denn gerade von dort ist der stärkste Zuzug nach Berlin. 1877 trat die erste Million gerade zur Zeit einer weit­gehenden wirtschaftlichen Zerrüttung infolge der Überspekulationen nach dem Siegesrausch von 1871 ein.

Ein Witzblatt brachte damals das Bild der Berolina mit der Über­schrift:Eine arme Millionärin. Und das war sie damals wirklich,

die junge Reichshauptstadt, die heute in bester Gesundheit die Ver­dopplung ihrer Bewohnerschaft begeht. Aber nicht allein in bester wirtschaftlicher Verfassung, auch in ästhetischer, hygienischer und ver- kehrstechnischer Beziehung steht unser Gemeinwesen ganz anders da, als an der Wiege der ersten Million. Wohl sind seitdem, wie der B. L.-A. ausführt, fast drei Jahrzehnte vergangen, dennoch ist der Unter­schied von damals und jetzt ein gewaltiger. Zwischen diesen beiden Marksteinen verzeichnet die Entwicklungsgeschichte Berlins den Bau und die Vollendung der Stadtbahn, die Einführung der Kanalisation und den beginnenden Ausbau des jetzt so imposanten Straßenbahnnetzes. Sie erzählt von der Beseitigung enger, finsterer Gassen und Straßen, von der trefflichen Pflasterung, den schönen Brücken an Stelle der hölzernen Flußübergänge usw. Was bei dieser Entwicklung auf Kosten