10. (ß. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
Das sind die historischen Momente, auf die der Dichter sich stützen kann, wobei ich auf Das zurückgreife, was icli in der Oktobersitzung bei der Besprechung von Cnrschmanns Buch über die norddeutschen Ortsnamen gesagt habe.
Da die Quellen trübe und spärlich fließen, hie und da sich geradezu widersprechen, so läßt sich selbstredend vom Standpunkt historisch strengster Kritik manches von dem Gesagten bemängeln. Glücklicherweise ist dem Dichter, insbesondere dem Dramatiker ein Spielraum der Phantasie, eine „licentia poetica“ gegeben, von welcher, wie die Brandenburgia hofft, unser Poet ausgiebigen Gebrauch machen wird.
Demnächst wurde Herr Ober-Regisseur Heinrich Frey der Versammlung vorgestellt. Er führte zur Ergänzung noch verschiedenes an und äußerte sich insbesondere über die vorzügliche Lage der Freilichtbühne, die ihm in ca. 4 Morgen Größe seitens des Herrn Landwirtschaftlichen Ministers auf der nordöstlichen Spitze des Picheiswerder zur Verfügung gestellt worden sei.
Da dieChorinerSpiele bei einem Hinterland von etwa 50 - 60000Seelen pekuniär günstig d. h. nach Rückzahlung der Vorschüsse noch mit einem nicht unerheblichen Plus abgeschlossen haben, so dürften die Picheiswerder Festspiele mit einer Umgegend von über 3 Millionen Menschen (Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf, Schmargendorf, Spandau, Friedenau, Zehlendorf, Wannsee, Halensee, Grunew r ald, Nicolassee, Potsdam u. s. f.) schwerlich mit Unterbilanz abschließen.
Die Versammlung nahm von alle Dem mit größter Anteilnahme und Befriedigung Kenntnis.
IT. Havelländische Sitten, Gebräuche, Volksmeinung in Poesie und Prosa. Da wir eben bei den Sagen und Geschichten des llavellandes verweilt, schließen wir gern den auf dieses bezüglichen nachstehenden Aufruf an alle Havellandfreunde an.
Was man in unserer Heimat singt und sagt. Ein Aufruf an alle Bewohner des Havellandes. Der ITavelländische Heimatverein hat beschlossen, das volkstümliche Sprachgnt des gesamten llavellandes in möglichster Vollständigkeit zu sammeln. In unserer Zeit des zunehmenden Verkehrs vexschwinden die alten Sagen, Lieder, Rätsel, die volkstümlichen Bezeichnungen und Gebräuche immer mehr. Es ist eine Aufgabe von größter Bedeutung, alles noch Vorhandene aufzuzeichnen und so für die Zukunft zu bewahren. Um das zu erreichen, bedarf es der Mitwirkung der Bevölkerung, und wir bitten einen jeden, der etwas weiß, und möchte es ihn noch so gering dünken, es aufzuschreiben und uns einzuschicken. Oft sind es alte Leute, die nicht mehr gern mit der Feder umgehen und doch eine besonders große Kenntnis der alten Sagen und Geschichten habeD. Vielleicht findet sich da ein für die Sache
1