19. (6. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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med. Schlesier, der sich als Deputierter der Stadt bei dem Könige während des kurzen Aufenthalts in Peitz aufhielt und in seinen Aufzeichnungen die Vorgänge an jenem Festage mit großer Ausführlichkeit schilderte, der Sache Erwähnung getan.'
Wahrscheinlich ist die spaßige Geschichte erst später entstanden und hat dann so großes Wohlgefallen erregt, daß sie sich bis heute erhalten hat.“ — Herrn Groger verbindlichsten Dauk.
XX. Herr Pfarrer Gerhard Berendt über die Berliner Irrenanstalten und andere:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Nur zögernd bin ich der Aufforderung, in Ihrer Mitte über das angekündigte Thema zu sprechen, gefolgt. Eigentlich wollte ich Ihnen nur von dem traurigen Los der Irren im Orient erzählen, wie ich es im vorigen Jahre auf meiner Studienreise gesehen habe. Da aber in der Brandenburgs doch zunächst von Dingen die Rede sein soll, die innerhalb des Bereiches unserer Heimatprovinz liegen, so lassen Sie mich zunächst das über die Irrenpflege im allgemeinen zu sagende an den uns zunächst liegenden großen Berliner Anstalten exemplifizieren.
Nicht nur im Mittelalter sondern noch bis vor 100 Jahren gab es keine Irrenpflege im besonderen Sinne. Die Irren wurden nur aus polizeilichen Gründen aus der Gemeinschaft der Gesunden entfernt und bald in Gefängnissen zusammen mit Verbrechern und Vagabunden bald in Armen- und Arbeitshäusern, meist in den schlechtesten Räumlichkeiten untergebracht. Ja noch am Ende des 18. Jahrhunderts ergötzte sich das Volk an den Sprüngen und dem Geheul der Tollen, wie z. B. in Braunschweig am Stadttor. Oder man sah in traurigstem Aberglauben in den unglücklichen Geisteskranken Zauberer und Hexen, die man internierte in Käfigen und öffentlich verbrannte. Die Erkenntnis, daß Irre Kranke sind und zwar Geisteskranke, wie schon der Ausdruck besagt, hat sich erst spät Bahn gebrochen, und zwar war es der große französiche Lren- arzt Piuel, der mit Gefahr seines Lebens vom französichen Konvent in der Revolutionszeit die Erlaubnis erwirkte, den Irren die Ketten abnehmen zu dürfen. In der Salpetriere der großen Irrenanstalt von Paris sah ich im Ilörsaal der psychiatrischen Klinik ein großes Bild, welches dieses Ereignis darstellt: „Pinel dem Irren die Ketten abnehmend.“
Infolge dieser jahrhundertelangen Mißstände auf dem Gebiete der Irrenpflege kommt es, daß auch heute noch grade hier im weitesten Publikum die größten Vorurteile uud das größte Mißtrauen verbreitet sind und daß viele mit einer Irrenanstalt noch heute den Begriff eines Gefängnisses mit Tobzellen und Zwangsjacken und anderen Gewaltkuren verbinden.