20. (14. außerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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Richard Wagner mit unbewegtem, ungetäuschtem Vertrauen für den Erfolg seiner Nibelungentrilogie und anderer seiner Opern rechnete. Therese Malten war seine erste Brünhilde in Bayreuth. Während eines Vierteljahrhunderts von 1873 bis 1898 hat sie diese und andere Wagnersclie Gestalten mit stetem Triumph in Bayreuth und Dresden auf die Bühne gebracht. Noch am 6. Januar 1883, fünf Wochen vor seinem Tode, schrieb Richard Wagner einen überaus herzlichen Brief an die Sängerin. Diesen Brief und alles, was an ihre Betätigung für den großen Meister erinnert, legt Therese Malten vor die Besucher der Ausstellung. Es sind nicht bloß glanzvolle Trophäen " s edelsten Stoffen, die sie von der bewundernden Mitwelt geerntet um die sie in unverblichenem Glanze vor Augen führt, es ist vor allem , w Bühnenapparat der Walküre Briin- hilde, den sie pietätvoll verwahrt hat und hie entfaltet; denn an dem Apparat hat Wagner mitgeraten, er entspricht ganz der Vorstellung von der Gestalt Brünhildens in seiner Einbildungskraft. Das adelt diese Dinge, diese prächtige silberne Brünne, den aus dein gleichen Metall hergestellten Flügelhelm, Schild, Schwert, Speer, die beiden silbernen Oberarmspangen, die Unterarm-Spange für den Schild-Arm und den reichen roten Mantel mit silbernen Schlössern. Von anderen Trophäen und Bühnen-Erinnerungen sei erwähnt der „Nibeluugen-Ring“, eine goldene Elisabeth-Krone, ein Gralskelch, zwei silberne Gralskannen, zwei silberne Gralsbecher. Endlich ist auch ein Brustbild der Sängerin als Brünhilde vorhanden und ein Gobelin „Brünhilde“. Alles in Allem zählt diese 27 Nummern umfassende Ausstellung ihres Reichtums und ihrer Erinnerungen wegen zu den wertvollsten Einzelausstellungen, die geboten sind. Allen, die Therese Malten noch im Glanz ihrer Jugend und Schönheit und auf der Höhe ihrer Gesanges- und Schauspielkunst auf der Bühne gesehen haben, kann empfohlen werden, hier ihr Gedächtnis an weihevolle Stunden aufzufrischen. Mehrere treffliche Bilder stellen die Sängerin in verschiedenen Zeiten ihrer Künstlerlauf bahn dar. Auch an eine von ihr verehrte schlichte Holzbank, die mitausgestellt ist, die sogenannte „Meister-Ecke“, knüpfen sich an Wagner, welcher diesen Ruhesitz bevorzugte, schlichte Erinnerungen, wie man in einem an der Rücklehne aufgehefteten Zeitnngsblatt nachlesen kann.