Heft 
(1912) 20
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

Strauch Rhus toxicodendron gesammelt und die Pflanzen seinem Körper zu nahe gebracht. Nach etwa drei Wochen waren die Erscheinungen verschwunden. Dabei erfuhr ich, daß Gärtner im alten Botanischen Garten an der Potsdamer Straße die üblen Erfahrungen ebenfalls gemacht hatten. Auch wurde mir von einem Landpastor erzählt, der, weil der Gift-Sumach ungefähr wie wilder Wein aussieht, eine Gartenlaube damit berankt habe. Die dort Kaffee Trinkenden wurden wiederholt von Augen- und Handentzündungen befallen, und nur durch Zufall kam man auf die Veranlassung. In humorvoller Selbstanklage fügte Dr. Bolle hinzu, er habe auf Scharfenberg vor etwa 20 Jahren einen jetzt baumartigen Gift- Sumach gepflanzt, damals eine tüchtige Hautentzündung erhalten, sei aber zu sehr Wissenschaftler, um durch Schaden, trotz seines hohen Alters, klug geworden zu sein. Zur Beruhigung bemerke ich, daß der Erbe des Dr. Bolle, ehe er Scharfenberg an die Stadt Berlin verkaufte, um Unglück zu verhüten, den Giftbaum hat verbrennen lassen. Endlich erzählte mir Dr. Carl Bolle noch von einem viel gefährlicheren Gift bäum, dem Pestilenz-Sumach, Rhus venenata, in dessen bloßer Nähe, ohne unmittel­bare Berührung der Pflanze, ähnlich wie man das von dem berüchtigten westindischen Upasbaum mit Übertreibungen erzählt, empfindliche Naturen schon Vergiftungserscheinungen, blatterartige Pocken u. dgl. bekommen. Von diesem Pestilenz-Sumach sagte der alte Dr. Bolle in seiner pathetischen Weise, Sylvanus und Flora hätten ihn in einer nächtlichen Stunde finsteren Menschenhasses erzeugt.

Zu der Entschädigungsklage, zu der die Vergiftung führte, über welche wir jüngst berichteten, wird uns des weiteren von der Direktion des Botanischen Gartens geschrieben, daß sich seit dem Bestehen des letzteren bei allen giftigen Pflanzen große Warnungstafeln mit entsprechen­den Aufschriften befinden. Das sei auch bei der Pflanze der Fall, durch welche der klägerische Kaufmann geschädigt sein will. Es stand und steht in deren nächster Nähe eine Warnungstafel von 23X30 Zentimeter Größe, die in roten Lettern die Aufschrift trägt:Sehr giftig! Anrühren gesundheitsschädlich! Wie uns ferner mitgeteilt wird, behauptet der Kläger, die Pflanze gar nicht berührt zu haben; er will lediglich an dem gefährlichen Strauch vorübergegangen und durch dessen Ausdünstungen, bzw. umherfliegende Staubsporen an seiner Gesundheit geschädigt sein.

Abschließend bemerke ich hierzu betreffend das ThemaEr­krankung durch Berühren von Pflanzen, daß ich den Fall dieses verstorbenenWorstandsmitgliedes Dr. Carl Bolle in unseren Mitteilungen Bd. X 306 und Band XI 100 sowde auch XII 109 ganz ausführlich er­örtert habe.

Auf Befragen füge ich noch hinzu, daß mir Dr. Bolle in der Burgdorffschen Plantage den Giftsnmach gezeigt hat. Er kriecht dort