Heft 
(1912) 20
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjalires

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zwischen der dem Magistrat gehörigen Probstei bis in die Spaudauer Straße hinein stattgefunden haben, im Anschluß an das große Israelsche Geschäft, welches das Gelände zur Erweiterung benötigt.

"Von oben nach unten zeigte sich hier folgendes Bild: Die Häuser, die hier in der Zeit seit 1723 sogenannten Probstgasse, noch früher Kannengießerstraße, standen, waren von der Probstei Nr. 7 bis zum Hause Nr. 14, worin bis zum Jahre 1574 die Nikolai-Schule lag, von den Häusern, Nr. 8 bis 13 durch einen Zaun getrennt. Mächtige Gewölbe mußte die Spitz­hacke hier durchschlagen, rote, schwere, vorzüglich erhaltene Backsteine in Klosterformat. Zum Teil reichten die Fundamente in den gewachsenen Boden, der genau wie unter der Nikolaikirche selbst, aus einem festen, scharfen, kiesigen Sande besteht, den in der Vorzeit hier die Spree über dem alten, lehmigen Diluvialkern abgelagert hat, welcher den eigentlichen Kerndes Berlin bildet. An verschiedenen Punkten werden dergleichen Höhendie Berline oder in der Verkleinerungsformdie Berlinekens genannt. Zwischen den alten Fundamentresten zeigten sich deutlich markiert mehrere ausgedehnte Brandschichten, die oberste etwa 50 Zenti­meter unter Niveau, mit vielen Kohlenresten, eine Spanne hoch. Das wahrscheinlich von Mordbrennern angelegte Feuer vom 10. und 11. Au­gust 1380 zerstörte neben der Marienkirche und dem massiven berlinischen Rathaus auch die feste Nikolaikirche und die ganze Nachbarschaft mitsamt der Kannengießerstraße. Ein Viertelmeter tiefer bemerkte ich eine zweite ausgedehnte Brandschicht, bei der die aus tonigem Lehm hergestellten Hausanstriche ziegelrot gebrannt -waren, was auf starke Glut in den Kellern schließen läßt. Dies sind die Spuren der großen Feuersbrunst von 1348, der ebenfalls ein großer Teil von Berlin zum Opfer fiel.

Nicht unwichtig ist es, daß sich noch hierunter im gewachsenen Boden hie und da schwarzgefärbte Mulden mit einzelnen Steinen und vielen Kohlneresten zeigten, wahrscheinlich Herdgruben, angelegt entweder von den ersten Deutschen, die vor dem Bau der ersten Nikolaikapelle in der Nähe Schiffahrt und Fischfang trieben, oder, wenigstens zum Teil, von der wendischen und vorwendisch-germanischen Bevölkerung. Die Wenden haben in den Pfahlbauten bei dem Vegrößerimgsbau der Börse ihre Anwesenheit bekundet, die Germanen durch zahlreiche Gefäßre.ste, geschlagene Feuersteine und gespaltene Tierknochen aus dem Grunde der benachbarten Spree.

Von dem eigentlichen Alt-Berlin wenden wir uns jenseits des durch den Lauf der Stadtbahn markierten ehemaligen Befestigungsgrabens in die Königsstadt, die uns Modernen schon gewaltig alt vorkommt, ob­wohl sie doch erst im 18. Jahrhundert angelegt ist. Noch immer springt uns das stattliche Haus am Alexanderplatz mit den Widderköpfen als Wahrzeichen entgegen, welches der Volkswitz mit Hartnäckigkeit mit dem Alten Fritz in A erbindung bringt, der, als ihm der Erbauer freudestrahlend

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