Heft 
(1912) 20
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21. (7. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Immediatbau des Alten Fritz, d. h. ein solcher, zu welchem in landes- väterlischer Fürsorge, um die Residenz zu verschönern, der König Bau­holz und Baugelder beisteuerte. Auf dem Dach befinden sich zwei große Sandsteinvasen mit reichem Dekor. Die Fensterstürze sind mit Ilelmverzierungen, Barockstil, ausgestattet. Auch hier wird ein großes Geschäftshaus, das tatsächlich, wenn auch nicht nominell, am Dönhoff- Platz liegt, bis zur Schützenstraße mit Quergebäuden und zwei Höfen durchgeführt.

In der Taubenstraße fallen die Häuser Nr. 42 und 43, bei denen es um das von dem Baumeister A. Friedei im Barockstil erbaute Haus Nr. 42 aus friderizianischer Zeit besonders schade ist. Der genannte Friedei und der Baukondukteur, spätere Baninspektor Friedei haben um das bauliche Berlin in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts überhaupt große Verdienste. Nicolai in seiner Beschreibung Berlins von 1786 rühmt das große Friedelsche Haus an der Ecke neben der Gertraudten- brücke und sagt von dem Bauadjutanten Johann Friedei, hinter der Gar­nisonkirche wohnhaft, daß er verschiedene Gebäude in Berlin und in Rheinsberg zum Teil nach eigenen Rissen gebaut. Das zum Abbruch bestimmte Haus von vornehmem Aeußern hat zwei Stockwerke und fünf Fenster Front. Die Fensterstürze zu ebener Erde sind mit Charakter­köpfen gekrönt, Die fünf Halbrundteile über den fünf Fenstern des obern Stockwerks zeigen ebenso viele einzelne Puttenfiguren mit alle­gorischem Beiwerk.

[Späterer Zusatz: Das Friedelsche Haus ist unter Erhaltung der Fassade inzwischen renoviert worden und bleibt vorläufig vom Abbruch verschont.]

Auf der Verbindung der Friedrichstadt mit dem Friedrichswerder liegt eine der interessantesten Straßen des neualterlichen Berlins, die Jägerstraße. Der Teil zwischen Oberwall- und Kurstraße entstand bereits bald nach dem Beginn des 18. Jahrhunderts und dann unter dem zweiten preußischen König der übrige Teil. Aber schon im 16. Jahrhundert, als der Tiergarten sich noch weit in die spätere Friedrichstadt hineinzog, standen hier Jagd- und Forstgebäude des Kurfürsten. Die ganze Gegend zeigte weidmännische Allüren, so die benachbarte Falkoniergasse, nach den Jagdfalknern, welche die Reiherbeize inszenieren mußten, benannt, und die Adlerstraße nach Adlern und anderm Raubgeflügel benannt, das der Große Kurfürst in der Gegend unterhielt. Den Schwerpunkt für die Wildangerpflege bildete aber die Gegend der heutigen Reichsbank, so daß die sich neuentwickelnde Straße von dem großen Jagdzeugdepot wohl- flegründeterweise den Namen Jagerstraße erhielt. Gerade auf dem Bank- gnmdstück befand sich die nach Nerings Rissen gebaute Wohnung des Oberjägermeisters. Auch das Manheimersche Grundstück hat zum Jagd­amt gehört, und ebenso das prächtige, vornehme, palaisartige Gebäude

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