Heft 
(1912) 20
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Die Begründung der Berliner Schul-Kominission am 1. September 1811.

Von Friedrich Wienecke.

Es ist bei dev Abhängigkeit der Pädagogik vom religiösen, politischen und sozialen Leben kein Wunder, wenn die an Ideen und Umgestaltungen so reiche Wende des 18. und 19. Jahrhunderts einen gewaltigen Einfluti auf die Gestaltung des Erzielmngs- und Schulwesens ausübte. Pietismus und Rationalismus sind die großen Lebenserscheinungen des 17. und 18. Jahrhunderts, die wie zwei gewaltige Geister durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurcheilen und alle Verhältnisse der Familie, der Gesellschaft und des Staates durchdringen und neu beleben. Berlin hat diesen geistigen Bewegungen nicht fern gestanden; Berlin ist der Aus­gangspunkt gewesen. Der Vater des Pietismus ist der Theologe Philipp Jakob Spener, der von 1691 bis 1705 als Propst an der Nicolaikirche wirkte, und der Beförderer der Aufklärung ist der gelehrte Buchhändler Friedrich Nicolai, der im Jahre 1765 die Allgemeine deutsche Bibliothek begründete, die ganz in den Dienst der Aufklärung trat.

Groß ist der Segen gewesen, der von Spener ausgegangen ist; denn seiner Anregung und seinem Einfluß verdankt Berlin die Gründung von Armen- und Parochialschulen, die die Vorläufer unserer heutigen blühenden Gemeindeschulen gewesen sind. Im Zeitalter der Aufklärung hatte das Berliner Schulwesen ein Gepräge der Vielheit und Vielgestaltigkeit er­halten, das uns heute unverständlich ist.

Neben den Gymnasien bestanden Armenschulen, niedere und ge­hobene Parochialschulen, niedere und höhere Töchterschulen, verbunden mit Pensionaten. Es gab Waiteschulen, Strick- und Nähschulen, Kurrende-, Erwerb- und Industrieschulen. Neben der Garnisonschule waren zehn Regimentsschulen und zwei Schulen im Invalidenhause vorhanden. Außer der Schule des Großen Friedrichs Waisenhauses gab es eine Schule im Korumesserschen und iin Sckindlerschen Waisenhause und eine Schule in der Charit6.

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