Heft 
(1912) 20
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22. (15. ausserordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Noch heute gilt das Wort Beckedorffs:Bis auf den heutigen Tag gibt es keine Weltstadt, welche ein in allen seinen Teilen so geordnetes Schulwesen hätte wie Berlin! Und wollen wir alles das, was auf dem Gebiete des Berliner Schulwesens in den 100 Jahren geschehen ist, aus- drücken, so können wir es nicht schöner tun, als durch die Worte des Ministers von Altenstein:Das Berliner Schulwesen verdankt seine Be­gründung, Entwicklung und Blüte der Einsicht und Umsicht der städtischen Behörden, der Liberalität der Stadtverordneten und dem Interesse seiner Bürger.

Donuerstag, den 26. Januar 1911. Besuch des Hauses Brüder­straße Nr. 13 und des Lessing-Museums, 3 Uhr nachmittag. Vorsitzender Herr Geheime Regierungsrat E. Friedei.

Nachdem der Schriftführer der Gesellschaft zur Erhaltung des Lessing-Museums Herr Schriftsteller Georg Richard Kruse die Er­schienenen zum Sitzen genötigt, teilte Herr Friedei Folgendes mit:

Am Sonntag, den 8. d. M. wurde von einer andächtigen literarischen Gemeinde der 100jährige Todestag Friedrich Nicolais gefeiert, in dem wir bei unserer heutigen Nachfeier den Spiritus Rector und den Genius Loci des Alt-Köllnischen Patrizierhauses, Brüderstraße 13, ehren. Bereits drei Tage zuvor bei der Einweihung der hiesigen Räume des neuaufgestellten, vom Königsgraben hierher übersiedelten Lessing-Museums wurde in einer sinnigen Rede des Herrn Stadtschulrats Dr. Jonas, des gelehrten, vielseitig gebildeten und berühmtesten aller berlinischen Buchhändler, an eben dieser Stelle gedacht; hier u. a. erklangen von ihm selbst gedichtete und selbst vertonte Lieder, desgleichen solche von ihm verfaßte Gedichte in Kom­positionen von Fasch und von Zelter.

Nach dieser doppelten, speziell den Manen Friedrich Nicolais be­züglich der biographischen, literarischen und wissenschaftlichen Seite hin gewidmeten Feier will ich, um Wiederholungen zu vermeiden, mich heute hauptsächlich der Geschichte des Hauses Brüderstraße 13 und seiner hervorragendsten Bewohner widmen.

Dabei möchte ich mit der Nachbarschaft beginnen.

Wilhelm Raabes kürzlich in Braunschweig erfolgter Tod hat wieder einmal die Aufmerksamkeit auf sein berühmtestes WerkDie Chronik der Sperlingsgasse, d. i. die Spreestraße zwischen Brüderstraße und Friedrichsgracht und damit auf eine ebenso stille wie merkwürdige Gegend von Alt-Kölln gelenkt, wo viele, fast sagenhaft gewordene Vor-