22. (15. ausserordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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kuchenartigen“ Ziegelsteine holländischen Formats aus der Zeit des Großen Kurfürsten sowie hauptsächlich die etwas größeren Steine der frideri- zianischen Epoche auf:
(Der Vorsitzende erläutert hierauf den jetzigen Grundriß des Hauses, wie er in seiner vorgelegten Broschüre: „Zur Geschichte der Nicolaischen Buchhandlung und des Hauses Brüderstraße 13 in Berlin“, Berlin 1891, S. 14 enthalten ist, entsprechend den Angaben, wie sie im Jahre 1891 vom Vorsitzenden, von Herrn Kustos Buchholz und Herrn Baurat Borrmann zusammengestellt wurden und fährt dann fort:)
Trotz dieser Entkleidung von mittelalterlicher Romantik ist das Haus Nr. 13 baugeschichtlich interessant genug. Im 17. Jahrhundert wurde gerade die betreffende Seite der Brüderstraße von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Noch lange lagen die wüsten Brandstätten unbenutzt da, und erst ganz allmählich begann ein neuer, soliderer Hausbau. Der Hoffischmeister und Küchenschreiber Brandes errichtete hier um 1674 einen Neubau, und zwar so, wie wir ihn auf der bekannten Zeichnung von Stridbeck aus dem Jahre 1690 sehen. Mit zwei Torwegen, zweistöckig, anscheinend zehn Fenster Front, und davor ein schmaler Vorgarten mit Staketzauu.
Der Reichsgraf von Finckenstein verkaufte 1710 das Haus für 8060 Taler an den Amtmann Schönebeck, der einen dritten Stock aufsetzte, zwei Seitenflügel anbaute und das Hinterhaus in einen gewaltigen, auf das kostbarste von dem Mieter General-Kriegs-Kommissar von Baspiel ausgestatteten Empfangssaal verwandelte. Das in reichem Barock geschnitzte Treppengeländer rührt von damals her.
1747 tritt ein neuer geschichtlicher Wendepunkt des Hauses ein, indem es für 14,000 Taler „mit vier eingemauerten Wandspiegeln im vorderen Saal und Wandbeschlägen“ an den rühmlichst bekannten „patriotischen“ Kaufmann und Fabrikherrn Johann Ernst Gotzkowsky übergeht, der hier zunächst mit seinem Schwiegervater Blume eine Samtfabrikation betrieben zu haben scheint. Gotzkowsky, der vermöge seiner Verbindungen mit russischen Machthabern bekanntlich Berlin im Siebenjährigen Kriege vor Plünderung bewahrte, verarmte nach dem Kriege, und nachdem er, mit Undank belohnt, viel Geld in seine Porzellanmanufaktur gesteckt, wurde das Grundstück nach 22 jährigem Besitz im Jahre 1770 subhastiert, dem Domherrn von Bredow für 15,050 Taler zugeschlagen und von diesem für gleichen Preis der Firma Roitzsch und Dieckow überlassen.
1788 erwirbt „der Buchführer Nicolai“ das Grundstück für 32,500 Taler. Das ist unser Friedrich Nicolai, der 1733 Poststraße 4, in dem nämlichen Hause geboren ward, in welchem im Jahre 1619 Kurfürst Johann Sigismund regierungsmüde und lebenssatt unter der Obhut des