Heft 
(1912) 20
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22. (15. ausserordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

die Universität aufgeben, nur zwölf Tage vor seinem Heldentode. wie es im Album unserer Universität heißt: exkludirt ex concluso Senatus. Ver­lassen hat er Berlin schon vorher irn Mai, weil ihm, dem hier am Wechselfieber Erkrankten, die Ärzte Luftveränderung empfohlen hatten.

Am 4. August 1813 erschien Theodor Körner nochmals unvermutet als Gast im Partheyscheu Hause, wiederum verwundet, da bei dem ver­räterischen Überfall nahe Kitzen ihn ein württembergischer Reiter vom Pferde gehauen, noch ehe er blank ziehen konnte. In der Partheyschen Wohnung hat Körner an einem noch vorhandenen Schreibpult zwar geschrieben und gedichtet, aber nicht die berühmteZueignung, die mit den Worten beginnt:Euch allen, die Ihr noch mit Freundes­treue u. s. w., wie dies Dr. Gustav Parthey in seinen Jugenderiunerungen, (vgl. meine Ausgabe Teil I, S. 379 und meine Anmerkung dazu in Teil II, S. 534) irrtümlich angibt. Der beste Körner-Kenner, Direktor des Körner- Museums in Dresden, Hofrat Dr. Emil Peschel, hatte die Güte, mich darauf aufmerksam zu machen, daß sein Museum nicht allein die erste Abfassung jenerZueignung besitzt, sondern auch die von Körner unter dem 24. April 1813 in sein Taschenbuch mit Bleistift eingetragene zweite Niederschrift. Ferner hat Parthey auch darin geirrt, wenn er den Titel Leyer und Schwert als von Theodor Körner herrührend annimmt. Die Sache liegt vielmehr so: nach Körners bei Gadebusch am 26. August 1813 erfolgten Ableben sammelte dessen Freund Dr. Kunze die von Körner in Wien und während des Feldzuges gedichteten Kriegslieder und ließ sie unter dem TitelLeyer und Schwert i. J. 1814 im Verlag von Nicolai veröffentlichen.

Auch von dem alten Nußbaum im Garten dieses Hauses Nr. 13 geht die Ueberlieferung, daß unter ihm Theodor Körner gedichtet habe. Welcher Schmerz für den dortigen Freundeskreis, als die Kunde erscholl, wie der Dichterlield bei Gadebusch gefallen und unter der alten Eiche von Wöbbelin bestattet sei.

Körners erwähnter Vater siedelte von Dresden über und wohnte, durch innigste Freundschaft mit dem Partheyschen Familienkreise ver­bunden, in dem Hause Brüderstraße 13 von 1815 bis 1828. Die Nicolaische Buchhandlung ist von dort verschwunden und geteilt in das Verlagsgeschäft (R. Stricker) nach der Potsdamer Straße Nr. 90 und in das Sortimentgeschäft (Borstell & Reimarus) nach der Mittel­straße verlegt worden.

Gerade jetzt vollzieht sich nun eine neue orts- und literar- geschichtliche Wandlung im Hause Brüderstraße 13, indem dorthin das sich der aufopfernden Pflege von Georg Richard Kruse erfreuende Lessing-Museum verlegt worden ist, nachdem das wirkliche Lessinghaus, am Königsgraben 10, woMinna von Barnhelm gedichtet wurde, ab­gebrochen und die Baustelle in den Tietzschen Warenhausbau einbezogen