Heft 
(1912) 20
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22. (15. ausserordentl.) Versammlung des XIX. Vereiiisjahres.

Nachdem sich die Teilnehmer wieder in den Museums-Räumen versammelt, hatte die Gesangslehrerin Frau Börnicke-Schubert die Güte, folgende zeitgenössische Lieder vorzutragen:

Der alte und der junge Wein von Graun Die Faulheit von Christ. Friedr. Schale Der Neid von Aug. Bernh. Val. Herbing Die Küsse von Phil. Eman. Bach.

Text von Lessing

Die Kompositionen, welche selbst da, wo sie scherzhaft waren, eine gewisse feierliche, z. T. menuett-rhythmische Stimmung hatten, wurden mit Interesse angehört, auch spendete man der Vortragenden Beifall und Dank.

Demnächst ergriff Herr Georg Richard Kruse das Wort und dankte dem Verein für seinen Besuch nnd Herrn Geheimrat Friede), daß er ihn dazu veranlaßt habe.

Er führte aus, wie er noch vor Va Jahr gehofft hätte, dieBran- denburgia einmal in dem ganz dem Andenken des Dichters geweihten Lessing-Hause am Königsgraben herumführen zu können, aus dem ein intimes Dichtermuseum, wie etwa das Schillerhaus in Weimar hätte gemacht werden sollen, wie aber die geweihte Geburtstätte derMinna von Barnhelm, um deren Erhaltung die Gesellschaft 5 Jahre lang mit Aufbietung aller Kräfte gekämpft hätte, nunmehr durch Verkauf an Herrn Tietz der Vernichtung anheimgefallen sei. Ein gutes Geschick habe es gefügt, daß das Museum in den Räumen des Nicolai-Hauses ein neues und schöneres Heim gefunden habe.

Er. wies darauf hin, welch enges Interesse die Allgemeinheit dem Museum entgegenbringe, da es möglich war, in der kurzen Zeit von noch nicht 3 Jahren die 5 Zimmer füllenden Gegenstände zu sammeln, die fast durchweg Stiftungen und Leihgaben seien, und wie sich diese Schätze allwöchentlich vermehrten.

Wie von Anfang an geplant, solle, dem universellen Geiste Lessings und seinem Wirken als Dramatiker und Dramaturg entsprechend, der Lessing-Sainmlung das Deutsche Theatermuseuni angeschlossen werden, mit Berücksichtigung der an der Entwicklung der Bühne beteiligten Dichter, Komponisten und darstellenden Künstler. In gleichen Sinne solle auch die Bibliothek ausgestattet werden, damit der Künstler und der Forscher auf diesem Gebiete alles zusammengehörige Material hier zusammenfinde. Damit wäre schon ausgedrückt, welcher Erweiterung das ganze Museum fähig und bedürftig sei. Es wird daher jedem ans Herz gelegt, durch Beitritt zur Gesellschaft und Stiftungen jeder Art die schöne Sache zu fördern.

Zum Schluß sprach Herr stud. phil. Fritz Brückner aus Darmstadt (der Ur-Urenkel von Lessings Frau, Eva König) über die von ihm ausge-