23. (8. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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alias Jacobsen hauste, so wie ich es mit Dr. Bolle selbst gesehen. Mit Bezug auf Einbrecher hatte er an dem einzigen — uralten — Schrank folgende Inschrift angebracht:
„Am Umbrechen und Plündern
Kann ich niemand verhindern.
Gott verzeih’ ihm die Sünde...
Der Schnaps steht im Spinde!“
„Der Schnaps steht auch wirklich da, sagte Doktor Havelmüller geheimnisvoll und wehmütig, er schmeckt auch sehr gut, aber er ist mit einigen äußerst drastischen Mitteln versetzt. Mit diesem Trank im Leibe wird ein jeglicher weniger Helena in jedem Weibe sehen, als sich vielmehr veranlaßt finden, die Gesellschaft der Menschen zu fliehen und in der tiefsten Einsamkeit mit den unterirdischen Göttern Zwiesprache halten.“
Später hat sich der in geordneten Verhältnissen befindliche Dichter- Philosoph ein sehr hübsches Anwesen an der Nordecke des Große Malche benannten nördlichsten Seezipfels erbaut, ist aber wegen der infolge der Bauspekulationen der Humboldtschen Erben mehr und mehr in die Erscheinung tretenden Unruhe an dem früher so idyllisch stillen Seegestade nimmer zu einem rechten Genuß seiner Sommerfrische gelangt. Die zu Tage getretene Absicht derselben Erben, im Widerstreit gegen die Stadt Berlin an der ihr von dem Bolleschen Erben erworbenen Insel Scharfenberg das Vorkaufsrecht geltend zu machen zwecks Ausschlachtung dieses schönen Eilandes durch eine Baugesellschaft, hat ihm erst recht Tegel verleidet.
Außer mir lebt von dem Bunde der Tegelsee-Schwärmer nur noch Johannes Trojan und dieser, nach Warnemünde übersiedelt, hat leider ebenfalls dieser fraulichen Kleinwelt Valet gesagt.
C. Naturgeschichte und Technik.
VI. Dr. L. Pfeiffer: Beitrag zur Kenntnis der steinzeitlichen Fellbereitung (mit 110 Abbildungen). Ich mache auf diesen urgeschichtlich wichtigen Beitrag in der Zeitschrift für Ethnologie 1910, S. 839—895 besonders aufmerksam und erinnere an die früheren verwandten Beiträge des Herrn Geh. Med.-Rats Dr. L. Pfeiffer, die ich hier vorgelegt und besprochen habe. Im Sommer 1910 hatte Herr Pfeiffer die Güte, mir in dem Städtischen MuSeum zu Weimar, speziell in dessen reichhaltiger Taubach-Abteilung, viele von den erörterten Geräten vorzuzeigen und gleichzeitig mit diesen praktische Versuche anzustellen.