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23. (8. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
stehen geblieben sind; auf der Stufe, die wir wenigstens hypothetisch allgemein voraussetzen müssen und die wir als die der Sammler zu bezeichnen pflegen. Die Australier boten uns daher so ziemlich das Bild einer Urgesellschaft wie wir sie vielleicht mit gutem Grund etwa für die ältere Steinzeit voraussetzen können.“
Die Entstehung des Ackerbaus, namentlich des Pflugs und Wagens bleibt noch immer ein Rätsel.
XU. Generalkonservator Dr. llager-München: Einfluß der Vegetation auf die Baudenkmäler. (Elfter Tag für Denkmalpflege, Danzig, Sept. 1910. Sonderabdruck). Sehr sorgfältige Abwägung des Pro und Contra, Verschönerung von Ruinen durch die Vegetation, aber auch Berücksichtigung der mechanischen und chemischen Schädigungen, welche starker Pflanzenwuchs hervorruft.
XIIL U. Ehrenm. Prof. Dr. Paul Ascherson bespricht: „Ein neues Vorkommen der Betula humilis in der Provinz Brandenburg“ (Abh. des Bot. Vereins der Prov. Brand. 1910, S. 151 flg.), dessen Entdeckung wir unserm Neuruppiner Freunde, dem ebenso eifrigen wie glücklichem Heimatforscher Herrn Mittelschullehrer Karl Waase verdanken, vgl. Brandenburgs XIX Nr. 2, S. 95, Zwergbirke.
XIV. Altmodische Färbepflanzen: WaJd, Krapp und Wau. Ich lege vor: „Instruktion, wie der Bau und die Bereitung des Waidtes zu tractiren sey.“ Berlin 1755 fol. Geschenk u. M. Herrn Redakteur Rudolf Schmidt-Eberswalde für das Märk. Museum.
Der YVjld_CWa.nl t) und der Wau sind zwei altmodische Färbepflanzen aus der Familie der Cruciferen. Der Waid ist derartig vergessen, daß ihn P. Aschersou in der ersten Ausgabe seiner heimatlichen Flora überhaupt nicht erwähnt, in der von ihm und Dr. P. Graebner herausgegebenen 2. Auflage (Berlin 1898/99) sagt er S. 372: „Isatis (mit hängenden zusammengedrückten 1 s. einfächrigen Schötchen) tinc- toria (Waid) mit lockerem, großem Bth. stände mit gelben Bth.; untere B. länglich-lanzettlich, obere mit stengelumfassendem Grunde pfeilf., in Mitteldeutschland einheimisch, hin und wieder eingeschleppt, aber unbeständig. In früheren Jahrhunderten, wegen des Indigogehalts der Blätter als Färbepflanze gebaut. Mai-Juni.“ — Friedrich der Große überall bestrebt, heimische Industrie zu erwecken oder die vorhandene zu stärken, veröffentlichte jene Instruktion zu Nutz und Frommen der Anbauer. Die Verbilligung des tropischen Indigo ließ den Waid-Anbau auf keinen grünen Zweig kommen, vollends haben die Anilinfarben wie den Indigo selbst, so auch den Waid völlig bei uns verdrängt. Der Waid erfordert fetten wohlgedüngten Boden. Die Ernte erfolgt, wenn die äußersten Blätter gelb zu werden beginnen. Die Blätter werden zermahlen und in Kugeln geballt. Im Herbst werden letztere erweicht und mit besonderen Waidthämmern zerschlagen, dann aber in großen Haufen