23. (8. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjalires.
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kräftig gewässert. Endlich wird dieser Waidt in Fässern mit Keilen stark eingerammt und dann zum Verkauf verführt. Man färbte blau, aber auch grün mit Waid. Die Pflanze wird 2 bis 4 Fuß hoch. Namentlich in Frankreich ward sie im Großen angebaut, ebenso wie die Färberröte oder der Krapp (Rubia tinctorum L.), aus deren Wurzeln das Rot für die französischen Militärtuche gewonnen wurde. Auch in vielen Gegenden Deutschlands hat man früher diese Färberpflanze augebaut. Die Grundachse enthält die Farbenstoffe Alizarin, Purpurin und Xanthin, viel verwendet vor Erfindung der künstlichen Herstellung des Alizarins in der Färberei.
Der Wau, Reseda lutea L., ein naher verwandter unsers aus Nordafrika stammenden, mediterranen wohlriechenden Resedas. Wegränder, sonnige Hügel, auf Lehmboden. Wurde früher (z. B. bei Halle noch 1865) als Färbepflanze gebaut, zum Gelbfärben, daher auch Gelbpflanze genannt.
Unsere Freunde werden um Angaben gebeten, wo in unserer Provinz Waid oder Krapp oder Wau noch jetzt gebaut werden.
In der genannten Instruktion von 1755 heißt es im Eingänge: „Da der Waidt unter allen Farbekräutern das allernutzbarste, und in den Färbereien zu wollenen und seidenen Waaren ganz unentbehrlich ist, indem ohne denselben nicht fest und dauerhaft gefärbt werden kann, und da man den, in den hiesigen Landen benöthigten bisher mit schweren Kosten aus Thüringen hat kommen lassen müssen, über dessen Untauglichkeit, wegen der dabei vorgegangenen Untei'schleife und Verfälschungen, von den inländischen Färbern zu mehrerenmalen geklagt worden, folglich der eigene inländische Bau und Bereitung desselben, eine den Entrepreneurs nicht weniger als den Landes-Manufakturen höchstersprießliche und Sr. Majestät des Königs, unsers allergnädigsten Herrn, zu wiederholtermalen deklarirter allerhöchsten Willensmeinung gemäße Sache ist, so hat zu diesem Behuf eine Anleitung, was sowohl bei dem Baue als der Bereitung desselben zu beobachten, hiermit communicirt werden sollen.“
Alle diese gutgemeinten landesväterlichen Anregungen haben nicht viel genützt, dem Waid-, Krapp- und Wau-Anbau ist es ergangen, wie der Zucht der Maulbeerbäume und der von ihnen lebenden Seidenraupen, die neuere Industrie hat diese heimischen Versuche leider alle erdrückt.
Fast nur eine einzige Pflanze, deren Anbau von oben her durch Zölle und Ermutigungen unterstützt wurde, die Zucker-Runkelrübe, Beta vulgaris L., hat vermocht, den tropischen Konkurrenten, das Zuckerrohr, bei uns aus dem Felde zu schlagen. Allenfalls darf daneben noch unsere gemeine Cichorie (Cichorium intybusL.) als Konkurrentin der Kaffeebohne schlecht und recht genannt werden, ihr wird,