Heft 
(1912) 20
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2.3. (8. oidentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

XXI. Mertens-Rotations-Tiefdruckverfahren. Zeitungen mit Photogravur-lllustrationen. Über diese geniale Erfindung unsers M. Herrn Dr. Mertens, früher Direktors der hiesigen Graphischen Gesell­schaft habe ich Ihnen schon einmal unter Vorlage mehrer Nummern der badischen Freiburger Zeitung eine Vorlage und Mitteilung gemacht. Damals im Sommer vorigen Jahres konnten vorerst nur auf einer Seite die schönen an Kupferdruck gemahnenden Abbildungen für Darstellungs­zwecke aller Art hergestellt werden. Jetzt ist das Verfahren, wie Sie aus der Frankfurter Zeitung vom 19. d. M. ersehen wollen, so wie bei unseren gewöhnlichen Zeitungen, nur sind die Abbildungen unvergleichlich viel schöner.

Der Tiefdruck, altbekannt als Kupferstich, Stahlstich, Lithographie u. dergl., wird nunmehr mit dem Hochdruck der Rotations-Druck-Presse kombiniert und liefert die Resultate, wie sie in dem Anzeigen-Teil der vorliegenden Ausgabe sich darstellen. Bisher war dem Schnelldruck der kunst- und mühevolle Weg des Tiefdrucks verschlossen. Man war nicht in der Lage, mit der Rotationsmaschine, die allein im Stande ist, große Auflagen in kürzester Zeit zu drucken, künstlerisch wirkungsvollen Bilder­druck herzustellen. Mau mußte bisher zum Bilderdruck Zink- oder Kupfer­platten mit hochgeätzten Strichzeichnungen, Autotypien oder mit der Hand in Holzschnitt hergestellte und dann auf Metall übertragene Druck­stöcke benutzen, für den Schriftdruck hochstehende Typen. Für Dr. Mertens neues Bilderdruckverfahren kommen hohle Eisenzylinder in Anwendung. Sie sind mit einer dünnen Kupferhaut versehen und zum Gebrauche in der Maschine trotz ihrer Schwere durch geeignete Vor­richtungen leicht zu bewegen. Die durch Elektrolyse hergestellten Knpfer- mäutel bilden den Träger für das Bild. Zur Herstellung von Photo­gravuren bedarf es der Licktempfindliclnnachung der Oberfläche dieses Kupfermantels, was in einer sinnreich konstruierten Maschine nach Rolffschem Prinzip völlig automatisch vor sich geht. Die Walze dreht sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, wobei ein mit der licht­empfindlichen Flüssigkeit gefüllter Behälter langsam vor der Walze vorbei­geführt wird. An dem Behälter ist eine Ansflußdüse angebracht, aus der die Sensibilisierungslösung tropfenweise auf die Walze gelangt. Die Flüssigkeit verteilt sich auf der Walzenoberfläche und stellt nach dem Trocknen eine gleichmäßige, lichtempfindliche Schicht dar. Zur Her­stellung der Bilder sind, wie bei der Autotypie, photographische Raster­aufnahmen nötig. Allerdings keine Negative, sondern Diapositive auf Filmblättern.

Sowohl an der Tiefdruck-, wie an der Rotationsmaschine angebrachte Registerräder dienen dazu, Bilder und Text an die richtigen Stellen zu bringen. Selbstverständlich läuft die Tiefdruckmaschine mit genau der gleichen Geschwindigkeit wie die Rotationsinaschine.