23. (8. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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Unsere Tiefdruckmaschiue, sagt die Redaktion, ist die erste ihrer Art, denn an ihr sind zahlreiche Neuerungen angebracht, die das in der Mertensschen Versuchsanstalt in Freiburg stehende Modell natürlich noch nicht aufweisen konnte. Tiefdruck- und Rotationsmaschine werden durch einen gemeinsamen Elektromotor angetrieben, doch kann die Rotationsmaschine auch für sich allein laufen.
Der Erfinder dieses Tiefdrucks, Dr. Eduard Mertens, wurde am 2. Mai lt?60 als Sohn eines Großfabrikanten in Berlin geboren, absolvierte das Realgymnasium in Meiningen, studierte an den Universitäten- Kiel, Genf und Berlin Chemie und Physik und promovierte in Berlin zum Doctor philosophiae. Seit 1887 widmete sich Mertens photochemischen und drucktechnischen Studien und war fast 20 Jahre als Direktor der graphischen Aktiengesellschaft in Berlin tätig, in welcher die verschiedenen Druck- und Reproduktionsmethoden ausgeübt wurden. Hier hatte er Gelegenheit, alle Zweige der graphischen Technik gründlich kennenzulernen, u. a. die bis vor wenigen Jahren übliche langsame und mühsame Handgravur der Druckwalzen für Textil- und Tapetendruck und den Handkupferdruck. Mit Unterstützung des bekannten Mülhausener Großindustriellen E. A. Schlumberger gelang es ihm nach mehrjährigem Stiidium, im Elsaß im Jahre 1907 die Walzen-Photogravur für Textildruck erfolgreich auszuarbeiten und in die Groß-Industrie einzuführen. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit der Photogravur für Papierdruck. Schon 1900 nahm er sein erstes Patent auf diesem Gebiet. 1905 konnte er in Berlin seine erste Rotationsmaschine für Papier- und Photogravnrdruck namhaften Fachleuten vorführen. Weitere fünf Jahre mühsamer und kostspieliger Arbeit waren erforderlich, bis all’ die zahlreichen Schwierigkeiten, die sich dem Schnelldruck und insbesondere dem Zeitungsdruck entgegenstellten, von ihm überwunden wurden, bis er Ostern 1910 in Freiburg im Breisgau, wohin er Wohnsitz und Laboratorium verlegt hat, seine Arbeiten, den sogenannten Mertensdruck, der Öffentlichkeit übergeben konnte.
Das Unternehmen heißt jetzt: Deutsche Mertens-Gesellschaft G. M. B. H., Freiburg i. B., Freianstr. 60-62.
Nachträglich sind mir zur heutigen Sitzung noch folgende Schriften zugegangen.
XXII. Professor Dr. Hermann Größler 2. 4. 1840 bis 4. 2.1910. Privatdruck des Nachrufs für den überaus erfolgreich gewesenen Vorgeschichtsforscher in Eisleben, über dessen Ausgrabungen, namentlich des jüngsteinzeitlichen germanischen Fürstengrabes bei Helmsdorf iiu Mansfelder Seekreis, ich Ihnen wiederholt berichtet habe.
XXIII. Dr. E. Blanck-Breslau: Ueber die Bedeutung der Bodenkarten für Bodenku nde und Landwirtschaft (Sonderabdruck ans Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung, 60. Jahrg. 1911, S. 121 — 145.