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C. Voigt.
Berlin kamen und von Raule zum Schloß geleitet wurden, dem großen Fürsten zu huldigen, war des Staunens kein Ende.
Es war der Hauch einer neuen Zeit, der sich in Berlin bemerklich machte. Raules Projekte waren in aller Munde. Die Errichtung einer Schiffswerft erwähne ich später; aber der Gedanke, Berlin zur Seestadt zu machen und unmittelbaren Handel zu treiben ins Weltmeer hinaus, ein Plan, der erst in unseren Tagen seiner Verwirklichung entgegengeht, er war zu kühn und weittragend, um nicht seinerzeit weit vorauszueilen.
Raules llof ist nachmals durch manche Hände gegangen. Von den späteren Besitzern interessieren uns nur der Arzt Kurelia, der Erlinder des wohlbekannten Brustpulvers, sowie der um Berlin verdiente Seidenfabrikant I. A. Heese, dessen Erben heute das Haus gehört. Der ehrwürdige Bau verdiente als geschichtliches Denkmal vergangener brandenburgischer Seeherrlichkeit und als erstes Admiralitätsgebäude pietätvolle Pflege und Erhaltung; vielleicht in der Form, daß er von Staats wegen angekauft und für Marinemuseumszwecke verwendet wird.
Außer diesem Hause besaß Raule noch das Gut Rosenfelde, das heutige Friedrichsfelde. Die interessante Örtlichkeit mit ihren reichhaltigen Erinnerungen an unsere Hohenzollern ist uns von dem vorjährigen Besuch her noch in der Erinnerung.
Rosenfelde, bis dahin in v. Grumbkowschem Besitz, erhielt Raule vom Kurfürsten verliehen; einen weiteren, dem Berliner Magistrat gehörenden Anteil mußte dieser ihm für 2200 Taler verkaufen, sodaß Raule schließlich das ganze Dorf besaß.
Raule erbaute an der Stelle des jetzigen Schlosses ein Lusthaus mit prächtigem Garten. Von seinem äußeren Aussehen war bisher nichts bekannt. Wir finden bei einigen Forschern wohl Bilder von Rosenfelde, doch ist es stets nur das spätere Schloß, das 1719 als Ersatz des Rauleschen Lusthauses erbaut wurde.
Es gelang mir, die Pläne von ihm auf Grund eines Hinweises in Nicolais „Berlin und Potsdam“ in der Broebesschen Sammlung im Märkischen Museum zu Berlin aufzufinden. Danach besteht das Lusthaus aus einem Mittelbau in Barock mit zwei seitlichen Altanen.
In dem Lusthaus Raules war der Kurfürst mit seiner hohen Gemahlin manches Mal zu Gaste. Auch Friedrich III. suchte mit seinem Hofstaat den gastfreien Raule gern auf. Da dieser zu den reichsten Leuten des damaligen Berlins gehörte, können wir uns eine Vorstellung machen von dem Glanze der hier veranstalteten Festlichkeiten. So heißt es in einem Scherzgedicht des Freiherrn von Canitz:
„Der Churfürst und was Fürstlich heisst,
Haben jüngst beim Raule gespeist