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C. Voigt.
Näheres über Beschaffenheit und Abmessungen des Bildes konnte ich nicht erfahren, da es in den Privatzimmern Seiner Majestät hängt und einer Besichtigung nicht zugänglich ist.
Von der Landung auf Rügen besitzen wir zwei vortreffliche Darstellungen.
Dieses Unternehmen sollte die Taten Friedrich Wilhelms im Schwedenkriege krönen. Etwa 200 Fahrzeuge waren an der Pommerschen Küste zusammengerafift. Zu ihrer Deckung dienten die Kriegsschiffe. Die Landung der Truppen erfolgte bei Putbus und ging glücklich von statten. Der Eifer unserer Brandenburger, an Land und „ran an den Feind“ zu kommen, war so groß, daß sie beim Ausbooten den Matrosen mit ihren Spaten und Piken rudern halfen nnd ins Wasser sprangen, ehe noch der Strand erreicht war. Gegen dieses Ungestüm half alle Tapferkeit den Schweden nichts. Die Schlacht endete mit einem vollen Siege der Brandenburger und mit der Vertreibung der Schweden.
2. Die Landung auf Rügen nach einem alten Stich.*) Das interessante Bild zerfällt in drei chronologisch sich folgende Teile, das Heransegeln der Flotte, die Schlachtaufstellung der Brandenburger und die Flucht der Schweden.
3. Nicht weniger lebensvoll ist die gleiche Darstellung auf dem im Berliner Schloß befindlichen Wandteppich von Pierre Mercier mit der Aufschrift „Rugia ascensa 1678“.
Wir sehen rechts die Kriegsschiffe zu Anker, die Truppen werden an Land gesetzt. Der Kurfürst hoch zu Roß ist mit seinem Stabe bereits an Land und leitet die Schlachtaufstellung.
Bemerkenswert ist die den Teppich umrahmende Bordüre mit Gegenständen aus dem Seewesen damaliger Zeit, oben in der Mitte Kurhut und Szepter, auch eine brandenburgische Flagge.
In Friedrich Wilhelm hatte der Jugendaufenthalt in den Niederlanden nicht nur die Liebe zum Seewesen und das Verständnis für die Staatswissenschaften geweckt, sondern auch einen maßgebenden Einfluß auf seinen künsterischen Geschmack ausgeübt. Bei dem Geschick des Fürsten, fremden Industrieen eine Heimstätte in seinen Landen zu gewähren, kam es bald zur Schöpfung einer Wandteppich-Manufaktur in Berlin, zu deren Leiter der obengenannte Refugiö Mercier als kurfürstlicher „Tapeten-Würker“ ernannt wurde.
Im Laufe der Jahre entstanden 8 große Wandteppiche mit Darstellungen der Kriegstaten des Großen Kurfürsten. Sie sind nach Prof. Seidel eines der wichtigsten Dokumente der brandenburgischen Geschichte, da sie Taten zum Gegenstand haben, durch die der Grundstein zur Groß- machtstellnng Brandenburg-Preußens gelegt wurde.
') Die Abbildungen zu 1—3 siehe Hohenzollern-Jahrbuch 1899, S. 7—10.