Heft 
(1912) 20
Seite
113
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Reliquien und Erinnerungen aus der Zeit der kurbrandenburgischen Marine. 113

Was sie uns besonders wertvoll macht, ist die gesunde Realistik und treue Wiedergabe alles Charakteristischen, im Mittelpunkt immer der große Fürst, wie er leibte und lebte.

Von den obigen 8 Teppichen sind heute noch 6 erhalten, die nach ihrer Restaurierung durch Ziesch-Berlin (in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) einen unschätzbaren Schmuck unseres Schlosses bilden.

Nachbildungen der Gobelins in Gemäldeform vom Maler Astfalck belinden sich im Hohenzollern-Museum.

3. Die Modellschiffe im Berliner Hohenzollern-Museum.

Haben wir im Vorstehenden Darstellungen des versammelten Flottenmaterials kennen gelernt, so wollen wir uns jetzt mit den Schiffen selber befassen.

Die Seeschiffe, die Friedrich Wilhelm für seine Zwecke benutzte, stammten zunächst aus Holland. Als aber der Kurfürst von dort sich Schiffbaumeister kommen ließ, und Werften in Königsberg und Pillau entstanden, wurden hier gute Seeschiffe erbaut.

Das erste in Preußen gebaute Kriegsschiff unter brandenburgischer Flagge war die FregatteChurprintz; sie lief 1681 in Pillau vom Stapel.

Auch in unserer Mark gab es Werften, in Berlin und Havelberg.

Letzterer Ort zeichnete sich von jeher durch regen Schiffbaubetrieb aus; eine große Anzahl von Schiffen für die junge Seemacht lief auf demBauhof vom Stapel. Heute möchte es uns verwunderlich erscheinen, daß im Binnenlande Seeschiffe gebaut werden konnten. Es ist aber zu berücksichtigen, daß die damaligen Schiffe im Verhältnis zu den heutigen Riesenschiffen recht klein waren und nur geringen Tiefgang hatten.

Eine Abbildung der Werft ist uns in dem vorzüglichen Stich des Amsterdamer Kupferstechers Peter Schenk, eines geborenen Elberfelders, erhalten.

Auf dem Bilde, das aus dem Museum zu Havelberg stammt und mir von dem dortigen Sanitätsrat Dr. Hartwich leihweise zur Verfügung gestellt worden war, sehen wir das rege Leben und Treiben der Werft: In der Mitte am Ufer ein fertiges Schiff mit untergeschlagenen Segeln, mehrere Neubauten stehen in Spanten, ihr Gerippe wird mit Planken verkleidet, andere Schiffe werden zur Bodenreparatur gekielholt, wozu Pech gekocht wird. Im Hintergründe der weithin berühmte Dom, dann

*) Die bezügliche Urkunde, im Besitz des Kaufmanns Backhaus zu Havelberg, konnte ich mit Beihilfe des Herrn Dr. Hartwich dem Kgl. Geh. Staatsarchiv zu Berlin, wo ihr Wortlaut nicht bekannt war, zur Abschriftnahme übermitteln.