Heft 
(1912) 20
Seite
123
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Reliquien und Erinneningen aus der Zeit der kurbrandenburgischen Marine. 123

Wie mir Herr Goltsche, Stadtältester von Friesack, mitteilte, war die Platte etwa 50 cm im Geviert groll; sie war ursprünglich in einen ganz alten Kachelofen eingefügt und stammte aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts. Herr Goltsche entsinnt sich genau der auf der Platte befindlich gewesenen Darstellungen, die, allerdings in vergrößertem Masstab, beide Seiten der Denkmünze Wiedergaben.

Als das Becken einmal vergrößert werden mußte, wurde die Platte als nun zu klein bei Seite gestellt. Jedenfalls wird sie bald mit anderem alten Eisen verkauft worden sein.

Unser erster Vorsitzender, Herr Geheimrat Friede!, bemühte sich schon vor Jahren, leider vergeblich, um deu Erwerb des seltenen Stückes für das Märkische Museum. Der Besitzer vermochte sich trotz aller Bitten nicht von der Platte zu trennen. Wenn auch anzunehmen ist, daß noch weitere Abgüsse der Platte vorhanden sind, so sind doch bisher solche nicht ans Tageslicht gekommen. Vielleicht fügt es später einmal ein gütiger Zufall.

Wir sind am Schluß.

Sind uns heute auch nichts geblieben von der alten Kolonialherr­lichkeit als Trümmer und die Erinnerung, so spricht aus ihren Ruinen dennoch die Tatkraft und der Geist ihres Begründers, dem der Ruhm Vorbehalten war, Brandenburgs Handel auf die See zu verlegen und ihn damit frei zu machen von den bisherigen beengenden Fesseln. Zwei­hundert Jahre sollte es dauern, bis PreußenDeutschland endlich das Vermächtnis Friedrich Wilhelms, den Erwerb von Kolonien, erfüllte.*) Von Kaiser Wilhelm dem Großen wird eine charakteristische Äußerung erzählt, die er nach dem Erwerb der ersten Schutzgebiete in Afrika 1885 seiner Umgebung gegenüber getan haben soll:

Jetzt erst meinte der greise Kaiser kann ich wieder dem Standbild des Großen Kurfürsten gerade ins Gesicht sehen.

Er erkannte damit an, daß er das Lebenswerk seines großen Ahnen fortgeführt und das gutgemacht habe, was bis dahin versäumt ge­wesen war.

Heute besitzen wir dank dem hohen Interesse,**) das Kaiser Wilhelm der Marine und ihrer Entwickelung zuwendet, in Kiel ein Denkmal seines großen Ahnen. Seinen Sockel schmücken die bedeutsamen Worte, die der Fürst niederschrieb, als er sich entgegen den abratenden

*) Neben Joachim Nettelbeck gehört zu den eifrigsten Pionieren unseres Kolonialwesens Geheimrat E. Friedei, I. Vorsitzender derBrandenburgs. Vgl. sein Werk:Die Gründung preußisch-deutscher Kolonien im Indischen und Großen Ozean pp. Berlin, 1867.

**; Es sei nur kurz an die Verleihung des altholländischenEerenmarsches an die Marine im Jahre 1901 erinnert.

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