Heft 
(1912) 20
Seite
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Stimmen seiner Räte für die Wetterführung seiner kostspieligen Marine politik entschied:

Daß wir das Werk der Marine sowohl in Consideration unserer Gloire, welche dabei interessiret ist, als auch ans vielen anderen Respecten fortgesetzt wissen wollen.

Bei der Enthüllung des Denkmals am 20. Juni 1901 hielt Seine Majestät der Kaiser eine denkwürdige Ansprache au die Marine; ihre Veröffentlichung wurde mir von S. M. huldvollst genehmigt.

Zerstampfte Saaten, niedergebrannte Dörfer, das ganze Land in Not, in Elend, so stand es um die sandige Mark, an deren Spitze sich der noch im ersten Jünglingsalter stehende Kurprinz durch den plötzlichen Tod seines Vaters berufen sah. Fürwahr, keine beneidenswerte Erbschaft, eine Aufgabe, die selbst an eines gereiften Mannes erprobte Kraft außergewöhnliche Anforderungen stellte, für einen Jüngling fast zu schwer erschien. Doch unverzagten Herzens trat er an diese Aufgabe heran, und mit eiserner Energie, durch nichts beirrt, stets nur das eine Ziel vor Augen, das er sich gesteckt, so ging er seinen Weg, so gelang es ihm, sie zu lösen, seine Grenzen vom Feinde zu säubern, sein Land emporzuheben, sein Volk einer neuen ver- heissungsvollen Zukunft entgegenzuführen. So schuf er sich die Stellung, die ihn bei seinen Lebzeiten schon im Munde seiner Mitwelt und nicht zuletzt bei seinen Gegnern, denGroßen Kurfürst werden ließ, ein Beiname, den sonst erst nach dem Tode eines Herrschers seines Volkes Dankbarkeit für eine ruhm- uud segensreiche Regierung entstehen läßt. Und dieser Fürst, der unter harten Kämpfen zum gewaltigen Mann heranreifte, er war der erste, der sein Augenmerk auf die See richtete.

Gott hat es also gefügt, daß der Große Kurfürst seine Jugend in den Niederlanden verbrachte, wo er die Arbeit, den Fleiß und die Verbindung nach außen zum Nutzen des Handels schätzen lernte. Was er dort in dem häuslichen, einfachen Volk der Seefahrer deutschen Stammes gelernt, das übertrug er auf sein Land. Er schuf die brandenburgische Flotte. Für- wahr, in der damaligen Zeit ein ganz gewaltiger Entschluß, der bei seinen Zeitgenossen zunächst wohl kaum verstanden wurde. Und diese Flotte erblühte unter seinem gewaltigen Schutz und Willen, unter den Händen braver niederländischer Admirale, des Admirals Raule und seines Bruders.

Allein mit dem Tode des Großen Kurfürsten sank diese seine Schöpfung. Die Nachfolger an der Krone mußten sich erst erneut ihr Recht erkämpfen, in der Welt mitzusprechen und ihr Volk und Land in Frieden ungestört zu regieren. Es galt,