Brnndenburgische und andere Kiefern.
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Zerstörung der Wälder und Naturschönheiten in der Nähe der Städte auf das schwerste bedroht. — Trotz aller Klagen und Proteste schreitet die Verwüstung der Berliner Wälder unaufhaltsam fort. — Eine furchtbare Verantwortung laden diejenigen auf sich, die diese Zerstörung bewirken oder ihr wenigstens nicht wehren.“ An diese Worte schlossen sich Vorschläge für den Forsthskus und die Groß-Berliner Gemeinden und Kreise, sowie für Stellungnahme in bezug auf Privatbesitz. — Später wurde Herrn Kötschke’s Schrift „Die Berliner Waldverwüstung und verwandte Fragen“ in der Presse lebhaft besprochen. Der Abschnitt „Was muss in Zukunft geschehen?“ ward besonders hervorgehoben: die entscheidenden Reformwege (hieß es in der Kritik) seien iu wohltuender Klarheit, mit großer Sachkenntnis und unter Zugrundelegung eines gut gesichteten Tatsachenmaterials vorgezeichnet worden.*)
Zwischen einem märkischen und einem ostpreußischen Kiefernwalde mag es in Einzelfällen namhafte Unterschiede geben; im allgemeinen wird aber wohl Übereinstimmung vorliegen. Begleiten wir den Naturfreund auf einer Wanderung im Kreise Mohrungen.
Es ist Frühling geworden, nicht nur im Kalender, sondern auch in Wirklichkeit. Zwischen den hohen Kiefern leuchten von den Torfbrüchen her die hellgrünen Blättchen der Birken und Quitschen (Ebereschen), der frische, duftende Moosboden ist mit weißen Anemonen übersäet, über die hellgelbe und gelbrote Schmetterlinge hinwegtlattern. Auf dem Boden und den unzähligen, in allen erdenklichen Formen gewachsenen Kaddikgebüschen (Wachholder) tanzt das Sonnenlicht, je nachdem die Kiefernkronen es freigeben. So scheinbar unbewegt die Luft hier unten ist, da oben fährt sie durch die Zweige, und ein leises Rauschen und Raunen ertönt, wie wenn Geisterhände eine Riesenharfe streiften. Nun schickt sich auch die Kiefer an, neues Leben zu entfalten; die ungefähr drei Jahre dauernden Nadeln ersetzen sich allmählich. Im Mai oder spätestens Anfangs Juni sind die größeren, gelblichen, strauß- oder büschelförmigen und die kleineren, rötlichen Blüten zu erwarten, welch’ letztere sich dicht an das Ende der jungen Triebe schmiegen, während jene am Ende der vorjährigen Triebe stehen. — .Wir haben den Weg verlassen und wandern kreuz und quer über den Moosteppich; ein hübscher Frühlingsstrauß wird gepflückt, denn unter „unsern“ Kiefern ist keine arme Welt, wohl aber nunmehr eine rechte Auferstehungsfeier, ein allgemeines Wiederaufnehmen alljährlicher Freuden. Das sagen uns auch die vielen kleinen Vögel in ihren schmetternden und süßen Weisen. Von den Lichtungen her ruft die Goldammer ihr „’s ist noch zu früh“; doch die Himmelskönigin selber, die Sonne, widerspricht dem, denn überall, wo ihr Strahlensegen ungehindert wirken
*) Berliner Tageblatt 396, 7. August 1910.