Bramlenburgische und andere Kiefern.
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werdeu. Abgesehen von dein großen Pinienwald bei Ravenna seien die Pinien Rom’s erwähnt: in der Villa Borghese (Umberto), in der Villa Doria Pamfili, in der Via Nomentana, auf dem Palatin, au der Via Appia usw.; die Pinien in der Campagua, bei Ostia und anderwärts. Und dann im tieferen Süden, wie z. B. in Monreale bei Palermo. Die Pinie wurde mir ein ebenso eindringliches Wahrzeichen für Italien, wie es unsere gemeine Kiefer für die Heimat ist.
Somit wäre ich wieder bei ihr angelangt, die wir fälschlich „Fichte“ nannten und die außer gemeine Kiefer und Föhre (oder „Fohre, Forche, Forle“*) auch noch Kiene und Kienbaum heißt. Die kleineren buschigen Bäume werden „Kussel“ und „Kujar“ genannt. Je nach Alter und Stand haben unsere Kielern eine längliche oder eine schirmförmige Krone. Sie stellen ein ausgezeichnetes Nutz- und Brennholz vor, werden überall forstlich angebaut und sind an Nutzwert nur von wenigen Kiefern übertroffen. Sie liefern Teer, Pech, Kienruß, Terpentin, Terpentinöl und Kolophonium, und aus den Nadeln stellt man Waldwolle her.**). Die Waldwolle kennen wir als wollähnliche Fasern, die durch Kochen der Kiefern- (und Fichten-) Nadeln mit Dampf und Zerteilen auf einer Maschine gewonnen werden. Man verwertet sie beim Polstern von Matratzen, Kissen usw., bei Herstellung von Teppichen und (gemischt mit wirklicher Wolle) als Spinnstoff zur Verfertigung einer Art Gesundheitsflanell.
Kienspähne spielten von jeher eine große Rolle im Haushalt. Auch heute noch weiß man sie zu schätzen. Ein Ofenfeuer, in dem Kien knattert und spritzt, hat etwas unsagbar Gemütliches. — (In meiner Heimat hörte ich das Wörtchen „Berlin, Berlin! das ist der reine Kien.“) — Herr Rektor Monke teilte mir mit, daß s. Z. in Lietzow bei Nauen der Lehrer am Aschermittwoch „fetten Kien“ von den Kindern geschenkt bekam. Dieser Zeitpunkt ist recht sinnig gewählt. Gerade an dem Tage, der einige Zerknirschung mit sich brachte, kam das lebensvolle, Feuerkraft in sich schließende Kienholz zu besonderer Ehre. — Übrigens tat nach (Masius) Humboldt den Ausspruch, „daß das innere Leben der Pflanzen gleich dein promethischen Feuer auf unserm Planeten nie erlischt.“
Wenngleich der zu den „Spinnern“ gehörende Nachtschmetterling oder Nonnenfalter (Ocneria monacha oder Bombyx monacha), kurzweg „Die Nonne“ genannt, den Kiefern nicht annähernd solchen großen Schaden bringt wie den Fichten (Rottannen), so sei doch ein Wörtchen über dieses unheimliche kleine Wesen hier miteingeflochten. Seine behaarten, braunen, mit blauen und rötlichen Flecken versehenen Raupen