Brandenburgische und andere Kiefern.
158
fragte, erhielt sie von der Hökerin die bezeichnende Antwort: „ Kiene n, die gibt es hier nicht, die kauft in dem Viertel keiner; ich hab’ bloß Tannen.“*) Herr Rektor Monke hat 1866 Kienbäume aus der Heide (We 9 thavelland) geholt, um sie als Weilmachtsbäuine zu verwenden. — Nur ganz flüchtig sei bemerkt, daß in Italien (samt Sicilien), wo unsere Weihnachtsfeier einige Nachahmung erfährt, u. a. die Pinie dafür herangezogen wird. Alexander Rumpelt sah vor mehreren Jahren im Findelhause zu Messina einen großen Weihnachtsbaum, d. h.: „an einem 6 in hohen Pfahl waren seitlich die verschiedensten Zweige von Edelakazien, Pinien und anderen Bäumen und auf diesen wieder kronenartig Lichter befestigt.“**)
Wenn der stattliche Pinienzapfen schon seit den Zeiten der Assyrer ein künstlerisches Motiv abgab und bei den Griechen als Abschluß des, mit Epheu und Weinlaub umwundenen, bei den Bacchosfesten geführten Thyrsos-Stabes verwandt wurde, und übrigens das Wappen von Augsburg einen Pinienzapfen zeigt, so beschränkt sich unser Kiefernzapfen (Kienappel und Schäfken in der Mark, Schuch und Schuchchen in Ostpreußen, Tschischk***) in Heia) auf Wohlgefallen bei Kindern und auf Verwertung beim Räuchern der Fische und beim gewöhnlichen Heizen. Doch nein, als unser Kaiser im August d J. in Danzig war, sah ich in den grünen Gewinden, mit denen das Langgasser Tor geschmückt war, zahlreiche „vergoldete“ Kiefernzapfen, welcher Gebrauch von Berlin herstammen soll. — Im Kreise Pr. Holland (Ostpr.) gibt es auch menschliche Kienäpfel, nämlich den Familiennamen Kiehnapfel.
Aus der Rinde oder Borke der Kiefer schnitzen Fischer sog. Netzschwimmer, und Kinder fertigen sich daraus kleine Schiffchen.
Ein altes Wahrzeichen war (oder ist noch) die Kiefer auf dem Peitzer Turm; und von den alten Kiefern auf dem Brauhausberge bei Potsdam sagen die Leute: so lange mindestens 13 Bäume gesund sind, werde kein Unglück die Stadt treffen.f) Sie wird dann, um ein märkisches Wort zu gebrauchen, immer „auf dem Kien“ sein. Und mit dem Wunsche, daß auch Sie, meine geduldigen Zuhörer, recht „auf dem Kien“ verbleiben mögen, schließe ich meine Mitteilungen.
*) E. M. Kronfeld, Der Weihnachtsbaum. (Oldenburg u. Leipzig; Schulze, 1 SOG.) S. 67 f. '
• **) Alexander Rumpelt, Sicilien und die Sicilianer. (Ilerlin, Allg. V. f. Litt.) II. Aufl. 1902, S. 165 f.
***) In der Mehrheit „Tschischkes.“ f) E. Af. Kronfeld, a. a. 0., S. 70.