■j(). (9. ordentliche) Versammlung des XIX. Verein3jalires.
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zu Vereinen in den Bezirken, die sich der Vorbereitungen zu den Wahlen oder sonstigen Bezirks-Angelegenheiten gewidmet hätten. Vor dem Jahre 1848 findet sich keine Spur der Bildung eines solchen Vereins. Zur Besprechung politischer und öffentlicher Fragen fand man sich in gewissen Konditoreien zusammen, oder man behandelte sie gelegentlich in literarischen und anderen Vereinigungen.
Wie der nachmalige Stadtrat Streckfuß, der die Berliner Ereignisse des Jahres 1848 miterlebt hatte, in einer kleinen Schrift „Die Organisation der Volkspartei, Berlin 1849“ erzählt, bildete sich nach den Märztagen eine Reihe von Vereinigungen, meist unter der Bezeichnung Klub, zur Besprechung politischer und sozialer Fragen, der demokratische, der konstitutionelle Klub usw. Alle wollten Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten gewinnen und hatten zahlreichen Zulauf, auch aus den unteren Schichten der Bevölkerung. Auch der ITamlwerkerverein nahm eine politische Richtung ein Sämtliche Vereinigungen gerieten schnell auf eine immer radikalere Bahn, je extremer die Äußerungen eines Redners waren, desto mehr erntete er Beifall.
Dies widerstrebte denn doch dem ruhigeren Bürgerstand, der einen ordnungsmäßigen Fortschritt in der Gesetzgebung wünschte. Und so kamen denn im Laufe des Frühjahrs und des Sommers nach und nach in den Stadtbezirken Vereine zu Stande, die zunächst keiner bestimmten politischen Partei angehören wollten, wenn sie auch den Charakter politischer Vereine nach dem Inhalt ihrer Verhandlungen hatteD. Ihre mehr konservative oder liberale Richtung hing von dem Stadtteile ab, dem der Bezirk angehörte. Diese Bezirksvereine beschäftigten sich dann auch mit sozialen und städtischen Fragen, gründeten Vorschußkassen und dergleichen.
Mit dieser Art der Entstehung der Bezirksvereine stimmt überein, was Robert Springer darüber berichtet (Berlins Straßen, Kneipen und Klubs, Berlin 1850). Ihre spätere Entwicklung wird Ihnen vielleicht besser bekannt sein, als mir. In den Adreßbüchern findet man sie erst Ende der 60er Jahre verzeichnet.
Auf Herrn W. Gerickes weitere Frage, wer der erste und älteste dieser Berliner Bezirksvereine gewesen, erteilt Herr Clauswitz keine Antwort. Ich vermute, daß Altkölln der älteste Bezirksverein war und zwar unter dem Einfluß der damals in bürgerlichen Kreisen sehr angesehenen und sehr wirksamen Vossischen Zeitung. Dann dürfte Alt- Berlin, die Rathausgegend gefolgt sein. Wer sich der Mühe unterzieht, die damaligen Zeitungen darauf hin zu studieren, findet vielleicht den Anfang dieser Vereinigungen.
XXII. Dr. Albrecht Haupt: Der deutsche Backsteinbau der Gegenwart und seine Lage.. Von dieser verdienstlichen, aus bau-
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