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.'6. (9. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
Außer diesen neuen Erwerbungen bietet der Saal eine Ausstellung alter berlinischer Fest- und Tischkarten, Diplome etc. von 1820 bis zur Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Neben dem Altmeister Schadow ragen drei Künstler hervor, deren geistvollen, witzigen und zum Teil höchst graziösen Blättern, je zwei Vitrinen eingeräumt sind: Theodor Ilosemann, Ludwig Burger und Adolf Menzel.
Aber auch die Festkarten unbekannter Künstler, wie etwa die Illustratoren der beiden Witzblätter „Kladderadatsch“ und „Ulk“ Wilhelm Scholz und Hermann Scherenberg zeigen neben guter Laune und erfrischendem Humor überwiegend eine feine, sorgfältige Technik.
Zu diesen Festkarten und Diplomen ist noch eine größere Anzahl Porträts Berliner Künstler gefügt. Sie gehörten den Vereinigungen an, für deren gesellige Zusammenkünfte die ausgelegten Blätter bestimmt waren.
Endlich findet man in dem Saal historisch bemerkenswerte Drucksachen, die über die Künstlervcreinigungen und ihre Feste berichten, sowie eine kleine anheimelnde Sammlung altberliner Visiten- und Neujahrskarten.
Die Ausstellung ist von u. M. Prof. Pniower mit großer Umsicht hergestellt worden.
Das Podewilssche Palais, Klosterstraße 68, wird späterhin, wie ich schon in der Brandenburgia mitgeteilt habe, die dem Märkischen Museum gehörige und von seiner Direktion verwaltete Gemäldegalerie aufnehmen. Johann de Bodt baute 1701 bis 1704 das Rademachersche, hernach das gräflich Podewilssche Palais, unter Friedrich dem Großen das Hüotsche Haus genannt. Bodt ward 1670 in Paris von reformierten Eltern gezeugt. Er verließ Frankreich in jungen Jahren und ging in holländische und englische Kriegsdienste. 1700 erhielt er die Stelle eines brandenburgischen Hauptmanns und Hof baumeisters. Er vollendete das von Nering begonnene Zeughaus, ebenso den Schloßbau in Potsdam 1701, sowie die Stirnfront der Stechbahn 1702. Friedrich Wilhelm I machte ihn zum Generalmajor und Kommandanten von Wesel. Später fühlte ersieh zurückgesetzt und ging 1728 als Generalleutenant in sächsische Dienste. Er starb 1745 zu Dresden als Generalfeldzeugmeister und Kommandeur des Kadettenkorps. Vgl. Nicolai, Anhang zur Beschreibung Berlins pp. 1786, S. 73.
In einer Kapelle bei der Kirche zu Fredersdorf an der Ostbahn finden sich die irdischen Reste berühmter Podewils z. T. in durch die Trockenheit der Luft bewirkter Mumifizierung, so der Minister Friedrichs des Großen Graf Heinrich v. P. und seine Gemahlin. Die Podewils sind hinterpommerscher Uradel. Ihr Stammhaus gleichen Namens liegt im Kreise Belgard. Der erste urkundliche Träger des Namens ist Venzele