Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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1811 1911 von I)r. Maximilian Kunze. Zweite verb. und bedeutend vermehrte Auflage. Mit einem Porträt des Dichters und einem Faksimile seiner Handschrift. Berlin, 1911, Konrad W. Mecklenburg vormals Richterscher Verlag. (Preis 1 M.)

Im Anschluß an den mit lautem Beifall aufgenommenen Vortrag unseres Mitgliedes Runze entwickelte sich über einzelne Punkte lokaler Art eine Besprechung z. B. über dasTürmchen der ehemaligen Anatomie nahe dem Koppesclien Waisen- und Armenhaus. Gutzkow meint die Turmstraße in Moabit habe ihren Namen davon, daß man das Türmchen von Moabit ans gesehen. Herr Geh. Rat I)r. Paul Ascherson, der das Türmchen noch aus eigener Anschauung gekannt hat, erklärte dies für unmöglich, weil dasselbe viel zu niedrig gewesen.

Der Vorsitzende Friedei bestätigt dies mit dem Bemerken, daß er gelegentlich .der 200 Jahrfeier des Stadtteils Moabit den rübmlichst bekannten Historio- und Topographen Moabits Herrn Wilhelm Oehlert nach dem Ursprünge der Bezeichnung Turmstraße gefragt, über welche Hermann Vogt in seinenStraßennamen Berlins sich ausschweige (Berlin 1885 S. 95).

Herr Oehlert erwiderte, er habe von seinem ebenfalls in Moabit ansässig gewesenen Vater gehört, der Name Turmstraße schreibe sich daher, daß man an einer Stelle derselben nahe der Rathenower oder Lehrterstraße sowohl den Turm der Nikolaikirche zu Spandau als auch den der Sophienkirche zu Berlin gesehen habe. Von einem Zusammen­hänge mit dem Türmchen am Koppenplatz sei keine Rede, da dies viel zu niedrig war, um von der Moabiter Turmstraße aus sichtbar zu sein.

XXIX. An die Sitzung schloß sich eine Zusammenkunft im Saale des Marinehauses.

Kleine Mitteilungen.

Die schwarze Frau im Charlottenburger Schlosse. Wie an den Tod so vieler anderer fürstlichen Persönlichkeiten knüpft sich auch an das Dahinscheiden der Königin Luise im Juli 1810 ein geheimnisvoller Vorfall, der von der abergläubischen Hofgesellschaft als ein gespenstisches, über­natürliches Vorzeichen des nahen Todes der Königin gedeutet wurde. Am 14. Juli, also fünf Tage vor Luisens Ableben, war der Hof in Abwesenheit des Königs dabei, den Tee im Gartensalon des Charlottenburger Parkes ein- zunehmen, als eine in tiefster Trauerkleidung gehüllte Frau plötzlich, ohne daß ein Lakai sie hätte kommen sehen, vor der Glastür des Salons stand und sich zum Eintreten anschickte. Dem General von Köckeritz, der auf-