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1. (1. außerordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
zu Lehen gegeben, der es später seinem Rittergute einverleibte. Dieser Edelmann, der das Lehnsrichteramt in Teltow verwaltete, ist der Verfasser des „Schwanebeckschen Hausbuches“, in dem das Protokoll der „Teltower Einigung“, einer Versammlung von Edelleuten des Kreises wegen Einführung der Reformation, und eine wichtige Nachricht über den Übertritt des Kurfürsten Joachim II. zur evangelischen Lehre enthalten ist*).
Im dreißigjährigen Kriege hatte Teltow durch die Pest, die schon 1516 und 1548 hier gewütet hatte, und durch feindliche Überfälle und Plünderungen, so 1631, 1634, 1637 und 1640, viel zu leiden. Im siebenjährigen Kriege hausten die Kosaken in der Stadt (1760) und von 1807—1809 lagen die Franzosen fortgesetzt hier im Quartier. Vor der Schlacht bei Groß-Beeren weilte ßernadotte mit russischen Truppen in Teltow — er wohnte im „Schwarzen Adler“ — und nach der Schlacht, die südlich von Teltow bei der Ruhlsdorfer Mühle ihren Anfang nahm, wurden viele Verwundete nach der Stadt gebracht, so daß es bald an Lebensmitteln fehlte.
Aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts besitzen wir eine kurze Mitteilung über Teltow in dem Werke von Friedr. Nicolai, Beschreibung der Kgl. Residenzstädte Berlin und Potsdam pp., wo man im 2. Bande (3. Aufl., 1786) auf S. 1043 folgendes findet:
„Teltow“ oder Kronteltow**), eine Mediatstadt zwey Meilen von Berlin an der Telte. Die kleinen Teltowschen Rüben sind ihres Geschmacks wegen sehr berühmt. (Doch werden auswärts sehr viele in der Gegend, besonders bei dem Dorfe Motzen, wachsende Rüben verkauft; welche etwas größer sind, aber den eigentlichen Teltowschen an Güte nicht gleichkommen). Ausserdem wird in dem Städtchen viel Flachs gesponnen und Leinwand gebleicht. 1784 bestand es aus 116 Häusern, unb hatte 782 Einwohner, worunter 29 Leinweber waren.“
Als im Jahre 1837 die Anhalter Bahn gebaut wurde, sollte sie an Teltow vorüber geführt werden, aber die Bürgerschaft lehnte es ab, zum Bau Land abzugeben, da man fürchtete, daß der Fuhrverkehr geschädigt und abgelenkt werden könnte. So blieb Teltow abseits vom Verkehr liegen und konnte sich nicht besonders entwickeln. Erst durch die Anlage des Teltow-Kanals und der Industriebahn zum neuen Bahnhof der Anhalter Bahn ist der Stadt die Möglichkeit zu weiterer Entfaltung gegeben.
Unser 1. Vorsitzender, Geh. Reg.-Rat. E. Friede! dankte dem Redner für seinen Vorti-ag und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Stadt Teltow aus der Anlage des Teltow-Kanals und den anderen neuen Verkehrswegen den gewünschten Nutzen ziehen möge.
*) Vgl. Muhs: Aus der kirchl. Vergangenheit der Stadt Teltow (1910), S. 12 ff.
**) Die Geschichte dieses Städtchens ist zu finden, in des Hm. Präsidenten von der Hagen Beschreibung der Stadt Teltow, Berlin 1707, 4.